Dobry dzień Polen

Nach einem Monat verlassen wir Deutschland und reisen am Morgen des 2. August bei Swienemünde (Insel Usedom) ohne Vorbehalte hinsichtlich Corona in Polen ein. Eine Gratisfähre – ja in Polen gibt es so was – hat uns aufs Festland befördert.

 

 

Am späten Nachmittag haben wir unser Tagesziel Leba, das Tor zum Slowinzischen Nationalpark erreicht.  Früher lag die Stadt noch unmittelbar an der Ostseeküste, allerdings trugen Überschwemmungen, Stürme sowie die Bedrohung durch die Wanderdünen zur Zerstörung des Ortes bei. Leba wurde im 16. Jahrhundert landeinwärts neu errichtet. Unser eigentliches Ziel ist die grösste Wanderdüne Europas. Für unseren Unimog finden wir irgendwo nicht ganz legal einen passenden Parkplatz 8 km von den Wanderdünen entfernt. Da sich die Dünen nur mit etwa 10 cm pro Jahr in unserer Richtung bewegen, entschliessen wir uns mit dem Fahrrad entgegen zufahren.

 

Auf halbem Weg zwischen Leba und der Lontzkedüne fahren wir an einem ehemaligen Raketenversuchsgelände vorbei. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier Raketen des Typs Rheintochter getestet. Die Rheintochter war eine zweistufige Flugabwehrrakete, die im Deutschen Reich während des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurde. Sie sollte die deutsche Flak unterstützen. Die Versuche wurden jedoch mit dem Beginn des Jägernotprogramms weitestgehend eingestellt – also weiterradeln.

 

Der Wanderweg hoch zu den Dünen führt durch feinen, weissen Sand. Auf der Höhe der Lontzkedüne wird sofort klar, weshalb man hier von der «Polnischen Sahara» spricht. Sand soweit das Auge reicht und für August sehr verhaltenen Touristenzahlen und Sandtemperaturen. An heissen Tagen kann der Sand offenbar bis zu 50 Grad heiss werden. Keine Chance ohne Teflonsohlen.

Die an die Düne angrenzende Vegetation wird schlichtweg vom Sand überrollt. Was zurückbleibt, sind bizarre, abgestorbene Baumreste. Wir geniessen den herrlichen Abend und bestaunen das Naturwunder.


Arbeitstage

Auf der Suche nach 4G Handyempfang, denn Dani sollte heute noch Arbeiten – gäll Lisa – sind wir an einem lauschigen und idyllischen See in Choczewo gelandet. Geplant ist auch endlich unseren Blog zu schreiben und mit Fotos zu ergänzen. Einen schöneren Büroplatz kann es nicht geben.

 

Heinz (Vater von Marlene) hat sich über die fehlenden Infos und Fotos beklagt. Mal etwas Pause machen und stehen bleiben passt gut, den Dani hat Rückenschmerzen. Das ist der Tribut den man zollt vom fortwährenden ein- und ausladen von Fahrräder, Campingtisch, Schlauchboot, usw.

 

Abends bekamen wir noch sehr sympathischen Besuch von einer Gruppe Bikern aus Tschechien die Reiseerfahrungen austauschen wollten. Das Ganze wurde danach mit einem selbstgebrannten Schnaps begossen. Wir wissen nicht ob wir da Schnaps, Benzin oder Medizin getrunken haben. Die Nacht haben wir trotz oder wegen des tschechischen Eigenbrand gut überstanden. Am nächsten Morgen sind wir um den See gejoggt, was sich erneut als kleines Abenteuer entpuppte. Wir mussten quer durch den Wald durch Brennnesseln, Sümpfe und noch so vieles mehr laufen, klettern oder eben joggen. Aber wir haben den See umrundet und uns ein leckeres Frühstück mit selbst gebackenen Brötchen gegönnt.

 

Wir fallen mit unseren Fahrzeug auf und werden immer wieder von Passanten angesprochen. Zuza und Paul haben uns sogar zum Nachtessen in ihr Ferienhaus eingeladen, wir haben keine Sekunde gezögert und das Angebot angenommen. Die polnische Gastfreundschaft ist umwerfend und wir erleben einen gemütlichen Abend zusammen mit weiteren Familienmitgliedern. Schicksal oder Zufall, Paul ist Physiotherapeut und hat 6 Jahre die Skinationalmannschaft der Österreicher betreut und konnte Danis Rücken wieder richten. Er ist jetzt bereit für die Streif.


3000 Seen der Masuren

Die Weiterfahrt in die Masuren welche im Norden von Polen liegen, haben wir auf super sauberen und perfekten Strassen zurückgelegt. Die masurischen Seenplatten sind eine beliebte Ausflugs- und Urlaubsregion und ein unvergleichbares Naturparadies. Über 3000 Seen, kleine Flüsse und Kanäle durchziehen diese Region. Wir sind mit dem Kanu durch mehrere Seen gefahren und einen kleinen Teil durch den Sapina Kanal gepaddelt. Unterwegs trafen wir auf Segler aus Warschau, welche auf ihren Booten im Kanal übernachtet haben. Einmal mehr kamen wir in den Genuss polnischer Herzlichkeit und wir bekamen einen Kaffee (auch Marlene hat ihn locker mit einem Lächeln getrunken) mit obligatem Schnaps und guten Reisetipps, welche wir teilweise auch umgesetzt haben.

 

 

Auf dem Weg nach Bialowieza (polnischer Urwald) haben wir noch Bunker dem 2. Weltkrieg besichtigt welche von den Deutschen in Polen aufgebaut wurden. Polen wurde damals hart getroffen und die Spuren sind immer noch sichtbar. 


Letzer "Urwald" Europas

Bialowieza, ist ein Dorf am Rande des letzten Urwaldgebiets in der gemässigten Zone Europas. Dani wollte Wisente (Wildrinder) im Naturschutzgebiet besichtigen. Leider waren die Touren auf längere Zeit ausgebucht. Wir hatten keine Lust zu warten. So sind wir alleine losgezogen und haben immerhin Spechte und einen frischen Kot eines Wisent gesehen. Das grosse Tier haben wir wohl nur um einige Momente verpasst und hat sich auf Futtersuche begeben. Ob er/sie uns noch gesehen hat?

 

 

 

Apropos! Essen ist ein zentrales Thema auf der Reise, Essen beschaffen und im Fahrzeug verstauen ebenfalls. Es kann also vorkommen, dass wir gewisse Lebensmittel, z.B. Honig für Dani, so gut verstauen, dass wir diese nicht mehr oder erst nach Tagen wiederfinden.

 

 

Zudem ist das Verschliessen von Verpackungen und das korrekte Einordnen der Nahrung enorm wichtig. Ansonsten fällt das Jogurt im Kühlschrank um und verteilt sich während der unruhigen Fahrt im ganzen Kühler oder Bierflaschen gehen in der Schublade in die Brüche und das Bier läuft aus. Der Ärger dauert allerdings nicht solange wie die anschliessende Reinigung. 


Sightseeing in Krakow

Unser nächstes Etappenziel ist Krakau. Unser Weg dorthin führt durch die schmucken Städtchen Kazimierz Dolny und Sandomierz. Beide liegen an der Weichsel und wir finden herrliche, einsame Plätze, wo wir campieren können, umgeben von Feldern und Wasser. Die Weichsel ist ein 1000 km langer Strom der für europäische Verhältnisse weitgehend naturbelassen ist.

 

In Kazimierz Dolny bekamen wir am Abend Besuch von der hiesigen Polizei. Einen kurzen Moment lang dachten wir schon wir müssen unser lauschiges Nachtlager verlassen, sie wollten aber lediglich den Unimog besichtigen und fachsimpeln. Es ist so unglaublich viel erlaubt in Polen was bei uns undenkbar wäre.

 

In Krakau haben wir das grosse Glück, dass die Schwägerin von Zuza und Paul, welche wir in Choczewo kennengelernt haben, Zeit hatte für eine private Führung. Kazia ist gebürtige Krakauerin und wir haben die Stadtbesichtigung sehr genossen. So haben wir viele Geschichten gehört, die uns sehr bewegt haben. Das kreative Kazimierz ist Krakaus historisches jüdisches Viertel, welches den Namen von König Kazimierz trägt. Der Sage nach hatte der König 2 Ehefrauen und einen Geliebten, für welchen er das Viertel erstellen liess.

 

Die Spuren des 2. Weltkriegs sind auch hier immer noch gut zu sehen. Leere, renovationsbedürftige Häuser, die keine Eigentümer haben sowie Gedenktafeln sind Zeugen der schrecklichen Zeit. Heute gibt es hier aber auch eine Mischung aus Galerien, ausgefallen Vintage-Modeläden und Kneipen im Shabby-Chic-Stil. In Krakau steht auch die berühmte Fabrik von Oskar Schindler - wir alle kennen den Film Schindler's List. 


Zakopane in der Hohen Tatra

Wir hatten nach einem grossartigen Tag in Krakau wieder Sehnsucht nach Ruhe und Erholung und sind in Richtung Zakopane losgefahren. Auf dem Weg hoch ins Tatra Gebirge haben wir in einem keinen Dörfchen Halt gemacht und einen Wandernachmittag genossen.

 

Das mit der Stille und Ruhe ist in Zakopane allerdings eine Illusion. Es wimmelt hier nur so von polnischen Touristen. Wir haben abends kurz vor Schliessung die Sprungschanze besichtigt und konnten so die Menschenmassen umgehen. Da in Polen die Corona Zahlen hoch sind, versuchen wir grosse Menschenansammlungen zu vermeiden und falls unumgänglich tragen wir konsequent eine Maske.

 

Wir haben dank dem App Park4Night einen herzigen, kleinen Campingplatz direkt in Zakopane gefunden. Von dort aus sind wir am nächsten Morgen um 05:30 in die Berge losgezogen. Die von Dani am Vortag geplante Wanderung führte uns gemächlich den Hügel hinauf zu einem kleinen idyllischen Bergsee. Von dort aus ging es steil in die Berge bis über 2200 MüM. Die Gratwanderung war gespickt mit schwierigen, aber einmaligen Passagen, welche wir mit Hilfe von Ketten und Leitern erklimmen mussten. Es hat uns mega Spass gemacht und uns gefordert. Marlene ging eine kurze Strecke auf dem Grat auf allen Vieren da es rechts und links ungesichert steil abfiel. Nach 10.5 Stunden sind wir erledigt aber superhappy wieder in Zakopane gelandet. Die letzten 2,5 km durch das Städtchen haben wir mit dem Taxi zurückgelegt. Irgendwann fand Marlene, es ist jetzt genug gewandert.

 

 

Am nächsten Morgen geht’s los in Richtung Slowakei. Wir sind gespannt wie die Einreise ablaufen wird.