Abschied und Start

Schweren Herzens und aus aktuellem Grund mussten wir unsere Abschiedsparty absagen. Wir dürften uns dennoch die letzten 3 Wochen bei unseren Freunden an den Tisch setzen, wurden bekocht und konnten uns so von euch verabschieden. Nochmals lieben Dank euch allen, wir haben jede Minute genossen.

Den letzten Abend vor dem Start am 01.07. in die grosse weite Welt, haben wir im engsten Kreis zelebriert und unsere Liebsten unter Tränen in Zürich zurückgelassen. Luca, schön hast du uns mit dem Fahrrad noch ein Stück begleitet.

Durch tränenvernebelte Augen hat Marlene unseren Unimog sicher bis kurz vor Schaffhausen gefahren. Während der Fahrt waren wir beide sehr schweigsam. Wir konnten es kaum fassen, jetzt nach 5 Jahren Planung ist der lang ersehnte Tag gekommen. Noch heute, Wochen später, können wir es noch nicht wirklich fassen was da vor uns liegt.


Stuttgart & Treffen mit Michael(a) in München

Nach einem kurzen Besuch beim Kabinenbauer, der Firma Woelcke und einem Rundgang durch das Porschemuseum in Stuttgart, ging es mit einem neuen Wasserfiltersystem ausgerüstet, weiter nach München. Direkt an der Isar haben wir ein wunderschönes Plätzchen gefunden und uns für vier Tage eingerichtet.

 

Kaum zur Ruhe gekommen, zog eine Gewitterfront über uns und der Hagel (Kirschengrösse) prasste unglaublich laut auf unser Gefährt. Überstehen das die Solarpanels unbeschadet auf dem Dach?

 

München mit lokalen Freuenden zu erleben war supertoll. Liebe Kissingers, danke nochmals für Speis, Trank und eure wertvolle Zeit😊. Da haben wir doch die eine oder andere grossartige Geschichte ausgetauscht und nein, es folgen keine Details.


Nürnberg, Bauhaus in Dessau und etwas wandern

Mit geladenen Batterien und einwandfrei funktionierenden Kollektoren fahren wir weiter nach Nürnberg und danach nach Dessau. Die beiden Brompton Klappräder erweisen sich als extrem nützlich. Wir können im Nu eine Stadt erkunden und rasten wo’s gerade passt. In Nürnberg blieben wir eine Nacht, Dessau hat ausser dem Bauhaus wenig zu bieten.

 

 

Der von Dani ausgewählte Rastplatz mussten wir wegen unsympathisch fluchtartig verlassen und haben 30 Minuten später ein lauschiges Nachtlager direkt an der Elbe gefunden, dem App «park4night» sei Dank. Unser Tagesablauf ist geprägt von Einkaufen, Nachtlager suchen, Kochen, Essen, Joggen, Yoga, Wandern, Klappbikes fahren, Land und Leute beäugen und ab und zu ein schlechtes Gewissen für 30 Sekunden haben, weil wir noch keine Zeile in unser Blog geschrieben haben.


Besuch bei Jochen

Ursprünglich wollten wir nach Leipzig. Der Regen dort war uns allerdings zu heftig und so fuhren wir weiter in Richtung Hannover, wo uns das Wetter besser schien. Treiben lassen, nichts müssen, alles dürfen.

In Hannover, genauer in Enzen, werden wir sehr herzlich von Jochen und Katja empfangen. Kaum angekommen durfte Marlene mit Katja gemeinsam zum Tabata (Intervalltraining zur Fettverbrennung). Unser Unimog parkt in ihrem riesigen Garten und wir geniessen den vollen Luxus einer Dusche, Waschmaschine und norddeutscher Gastfreundschaft.

 

Jochen haben wir letztes Jahr in Saal kennengelernt. Seine Trude, Mercedes 710, Kurzhauber, ist in die Jahre gekommen und tropft. Das Dach ist leck und wir versuchen die Ursache zu finden. 60 Minuten später war der Schaden behoben und die undichte Stelle abgedichtet. Mit der Besichtigung der Weserschleuse und der Dampflockwerkstatt in Erinnerung verabschieden wir uns von Katja und Jochen temporär, da wir uns in Saal erneut treffen werden.


Hansestadt Hamburg

Hamburg ist das nächste Ziel. Der Stellplatz unmittelbar bei der alten Speicherstadt ist perfekt für Erkundungstouren. Bei schönstem Wetter und moderaten Temperaturen durchlaufen wir die wohl üblichen Touristenrouten. Fahrradtour «kompakt» durch Hamburg, Hafenrundfahrt, Modelleisenbahnwelt, Elbphilharmonie, St. Pauli, Michel, Pärke, Rast an der Elbpromenade, …

 

Die Stadt gefällt uns ausgesprochen gut. Man könnten noch weitere Tage verweilen. Hinsichtlich Stadtbesichtigungen befinden wir uns allerdings in einer Sättigungsphase. Zudem mutiert der perfekte Parkplatz in der Speicherstadt nach dem Wochenende ab Montag 06.00h zum Parkverbot. Wir fuhren somit am Montag um 05.55h los in Richtung Saal, an den Saaler Bodden zu unserem Kite Spot, wo wir letztes Jahr schon verweilten. 


Moin, moin Ostsee

Einmal richtig Gas geben, schon sind wir auf der Autobahn. Wir reihen uns normalerweise in den Lastwagenkonvoi ein. Mit 85km/h und 1900 U/min ist der Treibstoffverbrauch und die Geräuschkulisse erträglich. An der Tankstelle sind für eine komplette Füllung schon mal 400€ fällig. Die Dieselpreise pro Liter in Deutschland bewegen sich zwischen 1.02 und 1.19 €. In unserem Reiseprotokoll wird jede unserer Ausgaben dokumentiert. Zudem nutzen wir es als Tagebuch.

 

Endlich am Saaler Bodden! Bodden sind Brackwasserseen die von der Ostsee durch einen natürlichen Damm getrennt, landwärts entstanden sind. Der Bodden ist maximal 3 Meter tief und hat einen grossen Stehbreich. Also perfekte Bedingungen um Kiten zu lernen. Die Windverhältnisse waren oft gut und Marlene steht fast jeden Tag auf dem Brett. Es fährt noch nicht wirklich und sie fliegt kreuz und quer über den Bodden.

 

Der Bodden hat eine «angenehme» Temperatur, ca. 18 Grad Celsius, um hie und da zu baden und die Körpergerüche zu reduzieren. Dabei hält der «Geruch von Freiheit» oder wie auch immer man ihn nennen will, eventuell die Mücken ab. Ist ein Versuch wert, denn die fiesen Biester lieben uns.

Die Lufttemperaturen sind erträglich zwischen 16 und 26 Grad. In der Nacht kann es schon mal auf 10 Grad fallen. Also dicke Jacke anziehen und Mütze auf. Die Nächte sind allerdings einiges kürzer als in unseren Breitengraden. Die Sonne verschwindet um ca. 21.30h und steht um 05.00h schon wieder am Himmel. Wir ignorieren sie und schlafen weiter.

 

Die Gegend ist mit vielen Kanälen durchzogen, womit die Bauern ihre Felder bewässern. Ideales Testgelände für unser Kanu und Alternativprogramm, wenn es an Wind fehlt. Die Hauptkanäle sind breit genug und gut befahrbar. Allerdings ist nicht jede Brücke hoch genug um unten durchzukommen. Wenn Hinlegen nicht mehr genügt hilft auswassern, tragen und einwassern. So wurde aus unserem Kanuausflug ein Survivaltraining.

 

Der mitgeführte Elektromotor ist auf den Kanälen nicht erlaubt und wegen dem Pflanzenbewuchs wenig geeignet. Auf dem offenen Bodden hingegen sind wir damit oft dem Sonnenuntergang entgegen getuckert und haben irgendwo in einem Hafen einen Schlummi genossen. Ob wir mit dem motorisierten Kanu wakeboarden können? Das wird getestet, wir halten euch auf dem Laufenden.

Wir stehen hier auf einem einfachen Campingplatz mit einer Surf- und einer Kiteschule. Der Preis für den Standplatz ist mit 13€ pro Tag sehr fair. Gegenüberliegende Plätze an der Küste kosten teilweise über 50€ pro Tag. Am Ankunftstag standen ca. 10 Fahrzeuge auf dem Platz. An Wochenenden mit gutem Wind hat es mit den Tagesgästen allerdings weit über 100 Fahrzeuge.

 

 

Marlene macht Fortschritte. Sie fährt ca. 100m nach links und ein paar Meter nach rechts. Die Schirmkontrolle ist schon recht gut und sie kann den Schirm selbstständig vom Wasser aus starten. Es fehlt noch an Übung und etwas an Mut.


Insel Ummanz und Grosseinkauf

Nach 12 Tagen Saal verlassen wir den Bodden und fahren auf einen Camping nach Suhrendorf, ein kleiner Weiler auf der Insel Ummanz. Die Insel ist durch eine Brücke mit Rügen verbunden. Ebenso ist hier das Ziel Marlenes Kitekünste weiter zu verbessern. Endlich, es fährt nun regelmässig nach rechts und links, meistens wenigstens. Marlene ist happy und singt im Wasser immer die Lieder von Gipsy King. Der Rhythmus der Musik ist der Fluss, mit dem sie mit muss - sagt sie. Wenn es hilft soll es uns recht sein, denn das hinterher laufen im Wasser ist anstrengend.

 

An windarmen Tagen Pedalen wir mit unseren Minivelos in der Gegend herum und geniessen die Ruhe und die unendliche Weite. Pflücken wilde Himbeeren, Kamille und vieles mehr was essbar ist. Essen ist eh ein zentrales Thema, da wir ja Beide sehr gerne essen und nun über viel Zeit zum Kochen verfügen und immer Neues ausprobieren. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl ins Bett zu steigen und keine Pläne für den nächsten Tag zu haben. Wir lassen uns nun schon seit 4 Wochen treiben und geniessen die unglaubliche Freiheit einfach nur zu tun was Lust und Spass macht.

 

Uns sind die Campingplätze überdrüssig geworden und sind froh, dass wir weiterfahren. Am 31.7. haben wir mit Guido und Iris in Zingst abgemacht. Vorher noch in den Waschsalon, Aldi, DM und in das Bauhaus - nein nicht dasjenige in Dessau.  

 


Mit einem Schwenker in Richtung Polen

Wir verändern uns langsam, mental wie auch äusserlich. Danis PC erkennt ihn beim Login nicht mehr mittels Gesichtserkennung. Die Face ID am iPhone scheint da etwas toleranter zu sein und kann mit den Veränderungen besser umgehen. Wir werden täglich gelassener und sind tiefen-entspannt unterwegs.

Bevor unsere Reise weiter nach Osten geht, machten wir einen Schwenker zurück nach Zingst. Wir besuchen Guido und Iris mit Familie. Wir verbringen eine kurze, aber sehr herzliche Zeit miteinander. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Der Brunch war ein Wahnsinn und an Fülle nicht zu übertreffen.

 

Am Nationalfeiertag fahren wir weiter auf die Insel Usedom nach Ahlbeck, der letzte Ort vor der Grenze nach Polen. Mit den Fahrrädern haben wir uns gleichentags nach Swinemünde aufgemacht und polnische Luft geschnuppert. Es sind nur zwei Kilometer aber wir befinden uns in einer komplett anderen Welt. Es wird auf offener Strasse getanzt, musiziert und gegessen. Die Sandwiches sind mindestens 50cm lang und kosten ca. 4 €. Überall stehen Eisdielen und es liegt Lebenslust in der Luft – wie staunen und geniessen unser Eis.