Blog #27b, Marlene (Juni 2023, Pakistan Teil II)
Auf dem Retourweg machen wir in Passu, einem hübschen Dörfchen Halt. Hier soll es im Restaurant Yakgrill einen köstlichen Yak Burger geben, den Dani unbedingt probieren möchte. Vorher noch in den Hängen grasende Yaks gesehen und nun auf dem Teller, wenn’s schmeckt ist ja gut. Für mich gibt es Tagliatelle an einer Rahmsauce. Esse ich sonst nie, war aber ganz ok. Weiter oben in den Hügeln im Hotel Glacier Breeze finden wir einen geeigneten Stellplatz für die Nacht. Die Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge ist bombastisch. Vom Gletscher können wir allerdings nichts (mehr) erkennen.
Der neue Tag startet mit einem Spaziergang runter an den Fluss – oder auch nicht. Auf dem Weg durch die vielen Kirschbäume hören wir Musik. Eine Hochzeitsgesellschaft ist mitten im Tun. Wir werden Eingeladen uns dazu zu setzen und das Fest zu geniessen. Ich sitze rechts, Dani links. Die Männer tanzen zur Livemusik traditionelle Tänze und die Frauen klatschen unterstützend in die Hände. Eine kunterbunte Gesellschaft in mitten der grünen Wiese. Eine Hochzeit dauert im Schnitt 3 Tage und bringt viele Familien in finanzielle Schieflage. Man möchte sich nicht lumpen lassen. Reiche Pakistani lassen gut und gerne mehrere Hunderttausend Euro liegen. Was wir natürlich nicht wissen, ob es eine Liebeshochzeit oder eine Arrangierte handelt.
In der «Upperclass» werden die Partner teilweise auch via Inserat gesucht. Ein Inserat könnte in etwa so lauten:
«Junger, grossgewachsener hellhäutiger Pakistani aus guter Familie sucht eine hellhäutige, gebildete schlanke Frau aus gutem Hause. Der Mann ist Besitz einer amerikanischen Greencard und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Zukunft in Amerika sein wird».
Wir geniessen den Trubel sehr, verabschieden uns aber nach einiger Zeit. Es wird uns in der Sonne einfach zu heiss und das Wasser, welches alle aus demselben Becher geniessen, möchte ich nicht trinken. Unsere Verdauung macht vieles aber nicht alles mit und ich kann und will den Becher nicht mit all den fremden Menschen teilen.
Sowieso möchten wir noch etwas weiterfahren um auf der Rückfahrt vor Einbruch der Dunkelheit im Kaffee Hunza, den berühmten Baumnusskuchen kosten. Der Kuchen ist sehr lecker. Schmeckt exakt wie Bündner Nusstorte. Gemäss Menu Karte wird auch Rösti serviert. Da war wohl jemand mal in der Schweiz. Wir passieren ein kleines Dorf, auf dessen Ortstafel steht: «Mini Switzerland» ein grinsen gleitet über unser Gesicht. Er reicht vor dem Eindunkeln nicht mehr nach Gilgit zurück. Wir übernachten heute in einer Kiesgrube. Hässlich aber zweckmässig.
Dani hat heute ein Online-Meeting. Wir suchen und finden ein Hotel mit WiFi. Zwei Stunden später bestücken wir den Kühlschrank neu. Es muss schnell gehen, denn es ist auch hier auf 1500 Metern brutal heiss. Die Auswahl an Früchten ist meist gut, das Sortiment an Gemüse eher dürftig. Auf den lokalen Märkten beschränkt sich die Auswahl auf Tomaten, Gurken, Zucchetti, Bohnen und Zwiebeln. Einen Weisskohl gib es meist auch und ein paar Ladyfinger (Okra). Den Blumenkohl überlassen wir anderen, der hat seine guten Tage hinter sich. Aber egal, wir essen um so mehr Mango, Kirschen und Aprikosen.
Der Einkauf kostet umgerechnet meist auch nur ein paar Euro. Brot kaufen wir täglich frisch und warm. Ciabatti (das Dünnste), Roti oder Naan gibt es immer und überall. Alle der Drei Varianten sind Fladenbrote aus Weissmehl hergestellt. Der Teig steht portioniert bereit und muss nur noch an den Rand des heissen Ton Ofens geklatscht werden oder kurz in der Pfanne über dem Gas gebacken werden. Wir kennen dies schon aus Armenien, dort heisst das Fladenbrot Lavash.
Uns zieht es wieder hoch in die kühleren Berge. Dieses Mal ins Himalaya Gebirge nach Skardu. Nach rund drei Stunden wird es dunkel und wir parken unser Auto nicht sehr idyllisch auf einen Parkplatz direkt neben der Hauptstrasse. Gleich daneben rauscht tosend einer der zahlreichen Bäche vorbei in die Tiefe und jegliche Strassengeräusche werden davon übertönt. Wir schlafen ausgezeichnet.
Das Tal nimmt langsam an Breite zu und eine unglaubliche Landschaft wird sichtbar. Der Indus ist mittlerweile sehr breit und viele Sandbänke durchziehen den Fluss. Wir erhaschen die ersten Blicke auf die wirklich hohen Berge der Himalaya-Kette. Das belebte Städtchen Skardu lassen wir hinter uns und finden einen Traumplatz im weissen Sand unter schattenspenden Bäumen. Den ruhigen Ort teilen wir uns mit neugierigen Ziegen, Schafen und eine Gattung Kühe die wir noch nie gesehen haben.
Die liebenswerten Hirten bringen uns kaum haben wir am Morgen die Türe geöffnet, frische Ziegenmilch. Im Gegenzug laden wir ihre Handys auf. Nach einem zaghaften Bad im sehr kalten Fluss, geniessen wir die frische Milch integriert in unser Frühstück. Der Indus entspringt in China im annektierten Tibet, fliesst durch Indien und Pakistan und findet sein Ende im arabischen Meer. Wir haben schon so lange nicht mehr so richtig im Wasser gebadet und es ist eine willkommene Abwechslung. Wieviel Abfall, Chemie und Sonstiges das Wasser transportiert, blenden wir aus.
In Khaplu, einem kleinen Dörfchen, stoppen wir bei der Touristen Information. Wir sind überrascht, dass es das Büro hier gibt. Abdullah, ein Mitarbeiter, freut sich über die Touristen und hilft uns einen geeigneten Stellplatz, am Ende des Dorfes, zu finden. Unser Fahrzeug bleibt nun ein paar Tage hier, mehr dazu später. Auch hier wieder so typisch für Pakistan, dürfen wir gratis auf einem Parkplatz parken und kaum angehalten gibt auch schon ungesüssten Grüntee. Anders als in den vorigen Ländern wird der Schwarztee immer mit Milch und wie der Grüntee, immer ohne Zucker serviert.
Abdullah wartet geduldig vor unserer Türe, denn er möchte uns sein Dorf zeigen. Wir hüpfen entspannt in sein Auto, denn für unseren Riesen ist es zu eng, Er zeigt uns die antike Chaqchan Moschee. Die 900 Jahre alte aus Holz gebaute Moschee dürfen wir leider nur von aussen betrachten. Die Moschee ist im tibetischen Stil gebaut. Es war damals die Zeit als viele Bewohner vom Buddhismus zum Islam konvertierten.
Auf einem Hügel thront der Khaplu Palace aus dem 19. Jahrhundert. Er war damals der Wohnsitz der Königsfamilie (Raja), heute ein Museum, liebevoll und zeitgemäss renoviert. Im Museum sind für die ausschliesslich pakistanischen Besucher, nicht die gezeigten Ausstellungsstücke die Attraktion, sondern wir. Sie wollen alles über uns wissen, machen Fotos, ja sogar Interviews. Noch ca. einer Stunde und dem 3. Interview verkriechen wir uns in das angrenzende Restaurant mit Garten. Die Ruhe und die kühle Brise ist jetzt genau das was wir brauchen.
Warum bleibt unser Auto für einige Tage in Khaplu stehen? Wir haben von Machulu, einem Dorf weiter hinten im grünen Tal, ein Trekking gebucht. Wir wollen auf den 4'600m hohen K2 View Point. Früh morgens geht’s mit dem sehr grummeligen Taxichauffeur, er wäre wohl lieber noch länger im Bett geblieben, von Khaplu nach Machulu an den Treffpunkt. Dort erwartet uns Ali, unser Guide, sein Koch und drei Träger. Ali scheint mir vertrauenserweckend mit seinen freundlichen Augen und seinem von der Sonne gezeichnetem furchigen Gesicht. Wir starten entlang einem kleinen Bach und staunen wie viel Frauen heute Waschtag haben. Sie knien am Ufer, kneten die Wäsche und Seifen sie ein. Aua, das Wasser ist so kalt. Ich frage mich wie die Fleissigen das nur schaffen. Mir frieren die Hände nur schon vom zusehen ab. Andere haben das Wasser in riesige Zuber geschöpft und stampfen mit den Füssen im Wasser rum. Getrocknet wird das frisch Gewaschene auf Steinen rund um den Bach. Ein kunterbuntes Bild.
Der Weg wird immer steiler und wir schwitzen uns den steinigen Pfad hoch. Legen die ersten Höhenmeter zurück und geniessen die schöne Landschaft die uns umgibt. Nach 4 Stunden, wir befinden wir uns auf 3'300 Höhenmetern, erreichen wir ein kleines offenbar verlassenes Dorf mit vielen kleinen Steinhäusern. Ali zeig auf eines der Häuser, dass zur Küche und «Esssaal» umfunktioniert wird. Daneben auf einer Ebene werden die Steine entfernt und wir, nee Dani und die Porter stellen das Zelt auf. Wir sind im ersten Lager angekommen.
Hier nächtigen wohl zeitweise Hirten oder die Steinverschläge dienen als Ställe. Egal, wir setzen uns hin wo es gerade passt. Kann ja meine Wäsche danach im Fluss waschen, irgendwie. Wir werden bekocht, richtig gut, und suchen uns danach ein Ruheplätzchen. Auf dieser Höhe hat es immer noch Bäume die Schatten spenden. Nach dem leckeren Abendessen legen wir uns in unsere Schlafsäcke und verbringen eine ruhige Nacht.
Die Matten, auf der liegen, sind wir Eierkartone geformt und ultradünn. Wir liegen nicht gerade weich und morgens spüren wir jeden einzelnen Knochen. Nun gut, nicht klagen, sondern die Schuhe erneut schnüren und weiter geht’s den steilen Hang hoch. Wir hüpfen über Bäche, welche ich immer Hände haltend mit Ali durchquere. Er traut meinen Wanderfähigkeiten wohl nicht. Es ist alles grün und manchmal duftet es nach Blumen und Kräutern. Viele Insekten schwirren um unsere Köpfe. Wir kreuzen ab und zu Hirten, die mit ihren Tieren unterwegs sind. Ansonsten sind wir alleine unterwegs, es hat keine weiteren Touristen. Kein Müll liegt herum und wir finden langsam unseren Rhythmus und die innere Ruhe. Leider rumort mein Bauch etwas, was mir dann noch zum Verhängnis wird.
Basiscamp 2 gleicht dem ersten nur hat es hier auf rund 4’000m keine Bäume mehr und es kreisen Weiskopfgeier und Adler über unseren Köpfen. So werden wir Zeugen wie ein Adler ein Babymurmeltier packt und davonfliegt. Wir beobachten hier Kühe, Ziegen und Schafe, die weit über 4’500m ihre Nahrung suchen. Yaks sehen wir leider keine, dafür kleine putzige Pfeifhasen.
Unsere Beine sind noch nicht müde genug und wir entschliessen uns noch weiter hoch zu wandern bis wir die Spitze des K2 (8’611m), den zwei höchsten Berg der Welt, erblicken können. Wo wir hinschauen erheben sich diese mit Schnee und Eis bedeckten Monster 6 und über 7’000 Meter über den Meeresspiegel. Wir können es fast nicht fassen mitten in diesen Riesen zu stehen. Es kullert auch die eine oder andere Träne. Wir verharren in Stille und lassen es Wirken bis ich wieder ein Rumoren im Bauch spüre. Nun, für mich wird es ab hier nur noch eine Qual. Alle habt ihr schon eine Lebensmittelvergiftung gehabt also erspare ich euch die Details.
Beim Eindunkeln ruft ein Porter, Bear! Oh, wo ist die Kamera und wo der Feldstecher bloss. Alles gefunden suchen wir den Hang ab und sehen nichts. Er fuchtelt aber immer in dieselbe Richtung. Ali sagt ganz entspannt, das sind Ibex (Steinböcke) keine Bären. Hmm, schade, das wäre toll gewesen. Wobei nachts alleine im Zelt? Vielleicht doch nicht! Dani zückt das Fernglas um die Steinböcke näher anzuschauen. Die Ibexes entpuppen sich dann als Ziegen, wir einigen uns auf wilde Ziegen. Die ganze Aufregung für fast nix. Kaum im Zelt, rufen sie schon wieder. Wölfe! Es hat sich gelohnt aus dem Zelt zu steigen selbst in meinem Zustand. Wir sehen zum ersten Mal Wölfe in freier Wildbahn. Jetzt fehlt noch ein Schneeleopard, doch dieser zeigt sich leider nicht.
Am kommenden Morgen um 05:00 Uhr steigt Dani alleine die 600 Höhenmeter zum Viewpoint hoch, dem eigentlichen Ziel der Wanderung. Nach seiner Rückkehr, und einem kleinen Vesper geht es in einem Zug runter ins Tal. Eigentlich wäre noch eine Nacht im Zelt vorgesehen gewesen aber ich mag keine harten Matten, keinen Schlafsack mehr, der so viele Daunen verliert, dass ich denke ich liege in einem Gänsestall. Ich will mein Bett und einfach nur Heim. Wie ich runter kam weiss ich nicht so genau. Irgendwo gab es da noch Energiereserve und eine Variante B hätte es für mich eh nicht gegeben.
Zurück in der verrückten, lauten, hektischen und nur so Menschen wimmelnden kleinen Stadt Skardu suchen wir uns ein hübsches für Pakistanische Verhältnisse modernes Kaffee aus. Wir brauchen mal wieder «gutes» Internet. Unsere Lieben anrufen, Papierkram erledigen und Fotos bearbeiten. Abends sind wir bei Ali, unserem Guide, zum Essen eingeladen. Er möchte uns seine Fotoalben und Empfehlungsschreiben von Gästen zeigen.
Seine Dokumente zeigen, das nebst Reinhold Messner viele andere meist verstorbene berühmte Alpinisten in seinem Wohnzimmer sassen. Die erste Frau die acht 8000 er bezwungen hat, Wanda Rutkiewicz eine Polin, ist 1982 mit Ali als erste Frau und ohne Sauerstoff auf den K2 und hat später mit ihm den Nanga Parat (8125) sowie den Gasherbrum II (8035) bezwungen. Auf dem Matterhorn war sie auch aber dies ohne unseren VIP Guide Ali. Ali ist ganz offenbar in Pakistan eine Legende und schön, durften wir den lebensfrohen, humorvollen Bergsteiger kennenlernen. Ali kann jederzeit für eine Tour gebucht werden. Er ist via WhatsApp erreichbar: +92 344 880 12 70
Wanda Rutkiewicz hat übrigens 1992 die Besteigung des neunten 8000-er leider nicht überlebt. So sehr die Berge faszinieren so tödlich können sie auch sein.
Uns würde es sehr reizen mal einen 6000er zu besteigen. Sind wir also alle mal gespannt was da noch so alles auf uns zu kommt.
Später als geplant verlassen wir heute Skardu. Wir wollen noch schnell das Auto waschen. Dabei bemerkt Dani, dass wir hinten rechts erneut Bremsflüssigkeit verlieren. Das Problem haben wir schon lange. Dani hat das Leck in Israel mit einem Holzkeil abgedichtet und das hat einige Monate gehalten. Also kurzerhand neue grössere Keile zusägen und einhämmern. Ausserdem verlieren wir ja auch immer noch beim Kompressor Luft. Ich hoffe wir kommen in diesem Zustand noch bis nach Lahore.
Endlich raus aus Skardu fahren wir in Richtung Kaipana Cold Desert. Die weissen Sanddünen können wir in der Ferne erahnen. Die Wüste liegt auf 2226 Meter und ist somit eine der höchst gelegenen Sandwüste. Im Winter liegt hier Schnee. Ein Schlafplatz ist schnell gefunden und es zieht uns am Morgen weiter ins kleine Dörfchen Shigar. Wir besichtigen die wunderschöne Amburiq Moschee welche auch im tibetischen Stil im 14 Jahrhundert von Iranern erbaut wurde. Sie ist eine der ältesten in der Gilgit-Baltistan Region und 2005 verlieh die UNESCO der Moschee den Asia-Pacific Award.
Wir folgen durch enge Gassen dem Fluss Shigar immer tiefer ins Tal hinein. Wir schleichen durch kleine Dörfchen und werden mit offenen Mündern bestaunt. Einige Kinder winken andere rennen ganz schnell vor uns davon. Die Frauen ziehen die Schleier tiefer ins Gesicht und nur die Männer winken uns freundlich zu. Soviel Fremde haben sie hier wohl noch nicht gesehen. Unser Ziel ist es entweder, falls passierbar, die Brücke auf die andere Flussseite zu nehmen und retour in die Nähe von Skardu zu fahren.
Bei der Brücke angekommen ist es, wie schon so oft gesehen, eine geschwungene morsch aussehende Holzbrücke und wir wagen keine Überfahrt. Also viele weitere Kilometer durch schönste Landstriche holpern. Die Strasse sollte am Ende in die Hauptstrasse nach Skardu führen. Drei Kilometer vor dem Ziel ist eine Brücke über den Dorfbach, der bei Starkregen zu einem reissenden Fluss mutiert, zerstört. Dani prüft Möglichkeiten mit dem Unimog über das furchige Flussbett zu fahren. Das Risiko scheint uns zu gross und wir drehen enttäuscht um. Die Situation scheint schon länger zu bestehen aber offenbar kümmert sich niemand um eine Lösung.
Kurz bevor es dunkel wird, stehen wir wieder mitten in die Dünen. Zucchini im Teigmantel mit Risotto stoppen das Knurren unserer Mägen. Es ist so herrlich kühl, dass wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen.
Wir sind zurück in Skardu und sitzen im The Grind Kaffee, welches wir schon kennen. Eine Dame am Nebentisch kommt auf mich zu und fragt ob wir aus de Schweiz kommen. Sie stellt sich vor als die Managerin Helvetas Pakistan. Vor Tagen haben wir im Tagi einen Bericht über das Engagement der Helvetas in Pakistan gelesen – siehe weiter oben im Blog.
Was für ein schöner Zufall! Arjumand Nizami, so ihr Name, erzählt uns von ihren Projekten zu Klimaschutz, Ernährung in abgelegenen Dörfern und ein Flüchtlingsprojekt für Afghanen. Wir verstehen uns blendend. Sie lädt uns zum Abendessen bei ihren Freunden ein. Der Gastgeber arbeitet als Dozent an einer Universität MIT in Amerika und unterstützt ein Projekt zur Erhaltung der Schneeleoparden in Pakistan.
Einen Schneeleoparden in freier Wildbahn zu sehen ist ein Traum von Dani. So zeigt er uns Fotos von den Tieren die von Wildkameras geschossen wurden. Sein Projekt beinhaltet zum Beispiel, dass jeder Bauer dessen Schafe von einem Leoparden gerissen wurde, eine finanzielle Unterstützung erhält. So wird verhindert, dass die Bauern die Tiere abschiessen. Was für ein schöner Tag mit so viel spannenden Menschen und gutem Essen.
Wir fahren heute am Nachmittag in Skardu los und schaffen es bis zum Satpara Lake. Wir nisten uns direkt am Zufluss gemütlich ein und geniessen den Regenschauer der über unsere Köpfe zieht. Es ist Eid al Adha. Das islamische Opferfest dauert vier Tage und wir rechnen mit viel Verkehr. Aus diesem Grund fahren wir heute früh los. Die Strasse ist eng und alles ohne Belag. Glücklicherweise triff unsere Befürchtung nicht ein und wir können die engen spitzigen Serpentinen gut durchqueren.
Ausländer bezahlen in solchen Ländern typischerweise höhere Eintrittspreise als die einheimische Bevölkerung. An der Schranke müssen wir unsere Pässe zeigen und die 20.- USD pro Person für den Eintritt begleichen. Einheimische bezahlen lediglich 2.- USD.
Die Fahrt in Schritttempo durch bessere Wanderwege ist wunderschön. Viel grüner als erwartet, denn hier lag bis vor einigen Tagen noch Schnee und die Strasse ist erst seit einigen Tagen befahrbar. Das Plateau liegt auf 4000 Meter und ist, ausser in den Sommermonaten, schneebedingt geschlossen.
Wir beschliessen kurzerhand das Fahrzeug irgendwo abseits des Weges zu parken und gehen wandern. Der Weg entpuppt sich als eine knifflige Angelegenheit denn wir überqueren eine grosse Moorlandschaft. Zwischen den Tümpeln liegen immer schmale weiche Grashügel und wir balancieren vorsichtig über das rutschige Gras und sinken dabei immer tief ein. Fühlt es sich so an, auf dem Mond zu laufen? Wir schaffen es trockenen Fusses bis 4’600 Meter hoch und erreichen einen namenlosen Gipfel. 4’600 klingt so hoch, ist hier in Pakistan jedoch relativ, wir sind ja von 4'000 Metern gestartet.
Wohin wir von hieraus auch Blicken, alles ist noch so viel höher als unser «kleiner» Gipfel. Eine 360 Grad Panoramasicht der Superlative. Einen Schlafplatz zu finden ist simpel. Grüne Matten und viele Bäche laden überall zum Stehen ein. Eine vollkommene Dunkelheit umgibt uns und eine grossartige Ruhe. Wir hören nur das Rauschen des Flusses. Leider können wir aber nicht wirklich gut schlafen. 4’100 Meter sind einfach sehr hoch und es klopft ein wenig im Kopf. Die Braunbären haben uns mit Sicherheit gesehen nur wir sie nicht. Die verstecken sich sicher mit den Schneeleoparden zusammen und lachen sich ins Pfötchen, dass wir die Hänge mit dem Fernglas absuchen und sie nicht erblicken.
Was wir aber gefühlt 7345 Mal sehen, sind Murmeltiere. Die wirken wohlgenährt obwohl der Sommer erst gerade eingezogen ist. Kaum sehen sie uns, pfeifen sie den ganzen Hang in Alarmbereitschaft und die Felltiere huschen in alle Richtungen davon.
Danke, dass du bis zu Ende gelesen hast. Wir freuen uns immer wieder über einen Feedback von dir. Lass es uns wissen, was du denkst und mach uns Vorschläge, über welche Themen wir berichten sollen.