Blog #24c, Marlene (Januar 2023, Saudi-Arabien)

Jeddah zwischen Formel 1 und Traditionen

Dschidda oder Jeddah, ist die wichtigste Hafenstadt Saudi-Arabiens am Roten Meer. Rund 4 Millionen Menschen leben hier. Jeddah war in der Vergangenheit ein wichtiges Ziel von Pilgern die sich vom Hafen aus auf den Weg nach Mekka machten. Heute legen hier die fahrenden riesen Hotels, öffnen ihre Bäuche und lassen immense Ströme an Menschen in die City, aber nur dienstags und mittwochs und heute ist Donnerstag. Seit 2021 wird der Grosse Preis von Saudi-Arabien (Formel 1) hier durchgeführt.

 

Wir besichtigen die King Fahs’s Fountain, welche mit bis 312 Meter Höhe der höchste künstliche Springbrunnen der Welt ist. Vorbild war der Springbrunnen in Genf. Beim Schlendern entlang der Promenade entdecken wir eine Mövenpick Eisdiele. Je eine Kugel Maple Walnuts und Crème Brûlée versüssen uns den Abend.

 

Heute sehen wir uns den historischen Teil Al Balad, welcher zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, an. In der beeindruckenden Altstadt aus dem 19. Jahrhundert stehen noch rund 350 alte Handelshäuser auf engstem Raum zusammen. Das erste alte bezaubernde dreistöckige Haus, das uns ins Auge sticht, ist das Beit Al Batterdschi Haus. Hier hatte früher die Amerikanische Botschaft ihren Sitz gehabt. Die Decken sind mit Baupfeilern aubgestützt um das baufällige Haus vor dem Zerfall zu schützen. Schritt für Schritt werden die maroden Bauwerke mithilfe neuster Technologien restauriert und die architektonische Schönheit bewahrt.

 

Zur Mittagszeit sind viele Restaurants und Shops geschlossen. Nur mit Mühe finden wir ein Coffee Shop der uns bewirten will. Kaum sitzen wir gesellen sich drei lokale Architekten zu uns. Sie arbeiten hier in der Altstadt und sind an unserer Meinung interessiert. Nebst einem Lob zu den gepflegt restaurierten Gebäuden bemängeln wir die fehlenden Verpflegungsmöglichkeiten und fehlenden Toiletten. Sie nehmen die Informationen nickend zur Kenntnis.

 

Sie möchten uns ihren neusten Umbau, ein Boutique-Hotel, zeigen. Es ist stilvoll renoviert und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Alle Accessoires,  Stoffe und Böden stammen von lokalen Unternehmen. Wir bedanken und verabschieden uns und schlendern zurück ins Kaffee. 

Kaum sitzen wir, biegen Charlotte und Richard um die Ecke, die wir in Griechenland und spätze in Al Ula weider gesehen haben. Die Welt ist klein, man trifft sich meistend mehrmals. Wir verbringen einen geselligen Nachmittag zusammen.

 

Um 5 Uhr sind wir mit Taha, verabredet. Er und seine Familie haben wir in einem Kaffee in Al Ula kennengelernt. Er hat darauf bestanden, dass wenn wir in Jeddah sind, ihn unbedingt kontaktieren sollen. Er möchte uns seine Stadt zeigen. Er und seine Frau haben sich vorbereitet und einen lokalen Guide organisiert. Wir besichtigen einige der renovierten Gebäude und lauschen den interessanten Geschichten über die Altstadt. Das Spezielle an den alten Häusern sind die hölzernen, bunten, meist braun, grün oder blauen Fensterläden, die Rawashins. In den mehrstöckigen Wohnhäusern ist bzw. war die Küche meistens im obersten Stock. Die Treppenhäuser wurden grosszügig gebaut, sodass man mit dem Kamel die Küche erreichen konnte, wurde uns erzählt. 

 

Mittlerweile ist die Sonne am Horizont verschwunden und die Gassen voller Leben und der Weihrauch hängt schwer in den Gassen. Das erste Haus so erfahren wir, hat der Familie von Tahas Frau gehört. Ihre Mutter ist dort aufgewachsen. Sie zeigt uns auf den alten Fotos ihre Familie und erklärt uns den Stammbaum. Auch unser Guide ist ein Urgestein aus dem alten Distrikt und zeigt uns voller Stolz sein Geburtshaus. Er muss eine bekannte Persönlichkeit sein hier. Wo wir hikommen wir er sehr respektvoll begrüsst. Er kennt jeden in der Altstadt. So kommt es, dass wir immer irgendetwas zu tringen oder zu essen bekommen. Wir versuchen Sobia, ein Getränk das normalerweise in Saudi-Arabien aus Brot, Gerste oder Hafer hergestellt wird. Danach testen wir einen frischen Zuckerrohrsaft mit Limetten und arabischen Kaffee. Süssholz, was hier oft zum Zähne putzen verwendet wird, kriegen wir in die Hand gedrückt. Wir probieren Kaffee mit Mandeln und ein Gericht aus Kichererbsen, rote Beete, Essiggurken und Kreuzkümmel. Wir dürfen Dateln probieren, Parfum riechen und lernen, dass die Männer ihre Turbane einmal wöchentlich mit Weihrauch "parfümieren". Es war so ein toller lehrreicher und spannender Tag und ich hoffe, dass ich nach diesem Zuckerschub überhaupt schlafen kann. 

 

Beim Verlassen der Stadt fahren wir kilometerlang an riesigen Schutthaufen von zerstörten Gebäuden entlang. Was ist hier passiert und was ist mit den Leuten geschehen? Ich habe diesen Artikel dazu gefunden: Link 


Ab in die Berge zu den Pavianen

Schon bald sehen wir Jeddah nur noch im Rückspiegel und unsere Fahrt geht westlich in Richtung Berge. Via Taif geht’s nach Al Bahah wo wir das historische Dörfchen Thee Ain besichtigen. Schön renoviert stehen die 49 über 400Jahre alten schmucken Steinhäuser in den Hang gebaut vor uns und Erinnerungen an Georgien werden wach. Wir sind die Einzigen die gerade anwesend sind und werden am Eingang mit arabischem Kaffee und Datteln begrüsst. Das nenne ich Gastfreundschaft. 

 

Am nächsten Morgen werden durch enorm lautes kreischen und Hundegebell wach. Mit kleinen schläfrigen Augen suchen wir die Berghänge ab und werden Zeugen wie ein Hunderudel chancenlos hinter etlichen Affen her flitzen. Die Affen fliehen kreischend immer höher in die Berge. Das Ganze dauert so lange, dass wir uns aufraffen und den Tag starten. Noch einige Kilometer liegen vor uns bis wir Rijal Alma, ein weiteres historisches Dorf erreichen. Das in der Region Asir in Saudi-Arabien gelegene Rijal Alma Village ist zweifellos eines der historisch wichtigsten und schönsten Dörfer im Nahen Osten. Berühmt für seine faszinierende Architektur, reiche Geschichte, diente dieses kleine Dorf über 900 Jahre alte Dorf als Handelszentrum und war die natürliche Passage, die Jemen und Lavant mit Mekka und Medina verband. Heute gehört es zum UNESCO Kulturerbe. Wir erreichen das das Dorf über eine kurvenreiche Strasse und schon von oben erhaschen wir in den Kurven einen Blick auf das Dorf, welches eingebettet in steilen Hügeln liegt.

 

Das Dorf besteht aus 60 mehrstöckigen alten Gebäuden, die aus Stein, Lehm und Holz gebaut wurden, während der Hügel mehrere Verteidigungstürme hat, die strategisch gebaut wurden, um das Sichtfeld und die Schussreichweite zu maximieren. So schön die hohen Steingebäude auch sind, die wahren Wunder liegen hinter den Stein- und Lehmwänden. Jedes Haus wird von erfahrenen Kunsthandwerkern mit den faszinierendsten Farbkombinationen und Kunstwerken dekoriert und bemalt. Sollten wir je Mal wieder sesshaft werden, so möchte ich auch in solch bunten Räumen wohnen. Mir gefällt es sehr gut hier mit all diesen prächtigen Gebäude. Bei einem leckeren grünen Papaya Salat mit Glasnudel staunen wir von unserem Nachtplatz auf die Szenerie.


An der Grenze zu Jemen

Unser Ziel heute ist die Stadt Najran, nahe der Grenze zum Jemen wo sich seit Jahren eine humanitäre Katastrophe abspielt. Wir treffen viele Saudis die in der Armee dienen. Wir sprechen sie oft zum Krieg in Jemen an. Alle berichten über eine Wende, da aktuell Verhandlungen stattfinden. Der Krieg scheine ein Ende zu finden.

 

Wir starten von unserem Schlafplatz Al Jahamah, ein weiteres historisches Dorf, aus über die Berge. Die Saudis fahren unglaublich riskant und überholen an den unmöglichsten Stellen. Wir werden hupend links überholt und winken. Das hupen endet nicht und der Toyota Hilux Fahrer fährt vor uns und bremst uns runter. Kaum angehalten steigt er aus und stellt sich als Beamter vor, in zivil. Ich bitte ihn mir seinen Ausweis zu zeigen, was er dann auch macht. Er hat zeigt uns eine Kopie auf seinem Handy. Wir sind verwirrt. Er möchte unsere Pässe sehen und Dani begleitet ihn zu seinem Auto wo er Fotos von den Dokumenten macht. Ich fotografiere mal die Autonummer, denn irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Wir kriegen die Ausweise zurück und können weiterfahren. Ein paar Kilometer weiter steht ein weiterer Hilux am Strassenrand und setzt die Fahrt fort sobald wir vorbeifahren. Wir werden nun verfolgt. Genervt hält Dani an und wartet mal ob er weiterfährt. Nein, er hält auch an. Wir fahren einige Strassen weiter und er auch. Halten erneuet an, er auch. Dani steigt aus und stellt ihn zur Rede. Ich steige auch aus und drehe mal ein Video auch unter dem Motto was wir haben, haben wir. Die gemachten Fotos und Video sende ich unserm Sohn Luca und informiere ihn, dass wenn wir uns mehr als 24h nicht melden, er doch bitte das EDA kontaktieren soll. Ich sende ihm auch unseren Live Standort. Unser Verfolger weist sich auch als Polizist aus. Wir rufen unseren Saudi Freund Abdulaziz an und bitten ihn dies zu klären, denn der Herr spricht kein Englisch. Am Ende stellt sich heraus, dass wir von der Grenzpolizei Begleitschutz erhalten, da wir uns so nahe an der Grenze zu Jemen befinden. Ok, wir beobachten das ganze mal weiter.

 

Es ist dann aber wirklich so, dass an jedem Check Point ein anderes Auto hinter uns herfährt. Wir halten kurz vor den Stadt um Diesel zu tanken und Danis Yoghurtvorrat aufzustocken. Der Fahrer kauft auch ein und wir düsen gemeinsam wieder los. Nach einem kurzen Stopp fragen wir ihn wo es Gesundes zu kaufen gibt. Er vor uns zum Gemüsehändler und wartet geduldig bis ich alles eingekauft habe. Wenn wir schon einen lokalen Beschützer dabei haben kann er uns ja gerne helfen. Weiter geht’s durch die Stadt. Wir beschliessen, kaum liegt die Stadt hinter uns, einen Nachtplatz zu suchen. Kaum geparkt, laden wir unseren Beschatter zum Nachtessen ein. Er gibt uns zu verstehen, dass er Feierabend hat und die nächsten Bewacher kommen.

 

Wenig später fahren tatsächlich die Nächsten vor und stellen sich in die Nähe. Bevor wir ins Bett gehen, melden sich die Beiden nochmals und verabschieden sich bis zum nächsten Morgen. 

Petroglyphen in der Wüste

Am nächsten Morgen sind wir alleine. Die Beschützer sind offenbar abgezogen worden. Heute ist Freitag der 13. und ich mache da so dumme Scherzen, dass wir doch am besten im Bett bleiben und prompt endet der Tag mit einer riesen Beule und das Schutzblech hängt runter. Wir haben im Dunkeln in der Wüste einen riesen Stein gestreift. So richtig ärgerlich. 

 

Das nächste Ziel sind die Petroglyphen (prähistorische Gemälde in Felsen) von Bir Hima. Hima ist keine einzelne Stätte. Vielmehr handelt es sich um einen 896 Quadratkilometer grossen Felskunstkomplex, der mehrere Stätten umfasst (34 bei einer Zählung). Hier finden sich Hunderte von Felszeichnungen z.B. von Tieren und Zehntausende von Inschriften in vielen verschiedenen Grössen, die scheinbar überall dort eingemeisselt wurden, wo Felswände zu finden waren. Die Inschriften wurden nicht zu den Felszeichnungen hinzugefügt, sondern von einzelnen Händlern, Soldaten, Kaufleuten, Abenteurern und anderen Passanten hinterlassen, die die Felswände von Hima als ihre persönliche Mitteilungstafel nutzten. Bir-Hima-Felsbilder wurden über einen Zeitraum von Tausenden von Jahren geschaffen und stammen aus dem Neolithikum und der vorislamischen Zeit.

 


Unsere erste Kamelmilch

In Riyadh werden wir den heutigen Schaden so gut es geht reparieren lassen und unsere Eingangstreppe braucht auch etwas Zuwendung. Wir haben sie vor einigen Tagen versucht reparieren zu lassen und dies ging total in die Hosen. Die Arbeiter haben den beweglichen Hebel, welcher die Treppe sichert, fix angeschweisst. Mit dem Hammer haben sie danach die Klappe wieder runterschlagen müssen und jetzt ist es definitiv unbrauchbar – schöne Deppen.  

 

Wir durqueren von Hima aus die Wüste und cruisen das erste Mal so richtig über Dünenkämme. Es gilt hier für uns gut zu überlegen um eine sichere Routenwahl zu finden. Wir müssen lernen die Sandberge richtig einzuschätzen in Neigung, Höhe und Steigung. Wir managen bis auf eine Schlüsselstelle alles praktisch makellos. An eben dieser eine Stelle vergraben wir uns im tiefen Sand. Mit etwas Schaufeln und Luft aus den Pneus ablassen, kommen wir gut aus der Miesere raus. Stolz wie Anton sitzen wir abends draussen beim etwas sandigen Nachtessen. Es windet stark und einfach alles ist paniert.

 

Kaum fertig besuchen uns zwei junge Beduinen und möchten uns gerne zum Kamelmilch trinken einladen. Sie leben in einem riesigen schmucken und kitschigen Wohnwagen welche wir hier schon oft gesehen haben. Strom erzeugt der Generator so haben sie TV, Klimaanlage und jeglichen erdenklichen Luxus. Wir dürfen beim Melken zusehen und die lauwarme weisse sehr schaumige Milch gleich probieren. Mich kostet es Überwindung, da ich tierisches Eiweiss eigentlich nicht konsumiere. Aber Reisen bedeutet auch über grosse und kleine Schatten zu springen, wagen und einfach machen. Die Milch ist sehr lecker und wir kriegen Beide auch keinen Dünnpfiff was offenbar oft passieren kann, beim ersten Mal geniessen. Das Highlight ist das Schöppele eines Babykamels welches seine Mama verloren hat. Schöne eindrückliche Begegnungen die uns immer in guter Erinnerung bleiben werden.

 

Am nächsten Morgen erreichen wir Ad Dawasir wo wir Diesel tanken und unsere Reifen über Kreuz wechseln lassen. Wir machen dies periodisch alle 10’000km, sodass die Reifen regelmässig ablaufen können. Nachdem auch der Wassertank wieder randvoll ist, sind wir bereit wieder in die Wüste einzutauchen. Die Wüste ist unsere neu entdeckte Liebe in diesem Land. Kaum auf der Strecke werden wir runtergebremst und heftig winkende Jungs rufen nur Chai chai chai und fahren uns vor. Wir hinterher und nach einigen Minuten sind wir bei ihnen daheim. Wir lernen wie immer den ganzen Clan kennen, welcher vom Stamm (Tribe) der Dawasir-Beduinen abstammt. Die Söhne vom Patron sprechen fliessend Französisch und Englisch und die ganze Familie ist unglaublich fröhlich, unterhaltsam und witzig. Der älteste Sohn arbeitet auf der Farm die anderen sind Piloten, hohe Tiere im Militär usw. Sie erzählen uns, dass ihr Vater sehr reich ist (mehrfacher Millionär) ihnen aber kein Geld gibt da sie selbständig zu ihrem Geld kommen müssen. Ist doch ein guter Erziehungsansatz auch wenn sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind haben alle etwas erreicht.

 

Abend besichtigen wir die grosse Farm und kommen erneut in Genuss von Kamelmilch. Sie erzählen uns, dass sie nur dank dieser Milch fähig sind mehrere Frauen zu haben und diese auch zu beglücken. Es sei ihr Generator für ihre Potenz.

 

Erneut ist es schön zu sehen, dass alle ihre vielen afrikanischen Arbeiter strahlen, integriert sind und mit uns speisen, lachen und geniessen. Es sollte ja eigentlich selbstverständlich sein aber wir lesen es auch anders. Auch zum Frauenrecht gibt es hier wieder anzumerken, dass sie glücklich wirken, gute Ausbildungen haben und es scheint, als seien sie fast gleichberechtigt. Ich werde von den Girls noch in traditionelle Kleidung mit allem drum herum gesteckt und darf auch alles behalten. Grosszügig, wie alle Moslems, denen wir begegnen.


Endlich in Riyadh

In Riyadh angekommen treffen wir Badr einen Freund von Abdulaziz. Er hilft uns die anstehenden Reparaturen im Wirrwarr der unzähligen Werkstätten im Industriegebiet durchzuführen. Die Verriegelung der Treppe ist mittleerweile angeschweisst und soeben wird der Schaden an der Wohnbox gespachtelt und abgeschliffen. Die entsprechende Farbe RAL 7006 ist in Riyadh offenbar nicht erhältlich. Wir entscheiden uns es im Moment ohne Farbe zu belassen. Das Schutzblech klopft Badr selber in die richtige Form und fixiert es neu an den alten Ort, halt da wo Schutzbleche schützen. Nach vier Stunden ist alles geflickt. Einzig das Spachteln konnten wir bezahlen, für den Rest wollte niemand Geld von uns. Zum Abschied gibt es noch ein Cay. Wir bedanken uns herzlich für die selbstlose Hilfe und suchen uns einen Nachtplatz. 

 

Am nächsten Morgen möchten wir noch einige Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt besichtigen. Wir geben aber genervt nach einigen Versuchen den Eingang zu finden auf. Riyadh ist eine ultramonströse Baustelle und alles ist irgendwie abgesperrt. Hier entsteht der King Salaman Park welcher 16 Quadratkilometer gross wird und somit der grösste städtische Park der Welt werden wird. Sieben Mal so gross wie der Londoner Hyde Park und fünfmal so gross wie die NY Central Park. Erstaunt euch das? Uns nicht. Link zum Park: https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=king+salman+park 

 

 

 

Die Saudis neigen dazu, wahnsinnig grosse Projekte realisieren zu wollen. Wir haben da so unsere Zweifel ob all das auch wirklich fruchtet und beendet wird. Es scheint uns zum Teil utopisch. So sehen wir viele unfertige Wohnhäuser, Shoppingmalls an die wohl einfach konzeptlos mal begonnen hat zu bauen. So stehen an bester Lage am Meer halbfertige Wohnblöcke. Vor den Häusern stehen 4 grosse nigelnagelneue Whirlpools. Die bleiben einfach unbenutzt im Dreck stehen. Befremdend und unfassbar. 


Am Ende der Welt

Wir lassen Riyadh links liegen und brausen in Richtung Edge oft he World. Die atemberaubenden Klippen empfangen uns nach einer sehr holprigen ausgefahrenen Sand- und Schotterpiste. Umwerfendschön und sprachlos starren wir in die Tiefe und Ferne. So etwas Schönes haben ich noch selten gesehen. Unser Planet ist so schön und wir treten ihn mit Füssen. Er wird sich rächen. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang beschliessen wie auf der Klippe zu nächtigen.

 

Ich möchte auf dem Retourweg noch eine Höhle besichtigen. Von aussen ist die Höhle nicht direkt sichtbar. Ein kleines Loch im Boden und eine wacklige Treppe in die Tiefe ermöglicht den Einstieg. Mit einer Taschenlampe bewaffnet machen wir uns auf den Weg ins unbekannte Dunkel. Wir befinden uns in einer relativ grossen, etwas miefig riechenden, feuchten Raum. An einem Ende hat es einen weiterführenden Gang und wir beschliessen diesem zu folgen. Schon bald laufen wir gekrümmt im «Zwergligang» dem Tunnel entlang. Nach einer Kurve schrecken wir hunderte Fledermäuse auf und flattern lautlos über unseren Köpfen. Anmutig gespenstig aber faszinierend das Ganze. Ich bin froh habe ich das aufkeimende mulmige Gefühl mutig unbeachtet gelassen und mich ins Abendteuer gewagt. Es hat sich so was von gelohnt. Saudi-Arabien du gefällst uns sehr!

 


Wo bleibt der Prinz?

Wir beschliessen noch etwas durch die Wüste zu brausen in Richtung unseres nächsten Ziels.

Die Oase, ein grosser grüner Streifen in Mitten der Wüste ist gut besucht. Wer kann es den Saudis verübeln, dass sie das Grün, welches hier nur in den «winterlichen» Regenmonaten anzutreffen ist, geniessen. Wasser ist hier eine wahrhaftig seltene Abwechslung. Der Weg zur Oase fordert Danis Fahrkünste sehr. Wir durchqueren diverse Schluchten und Flussbette. Nie gefährliches aber anspruchsvolles Terrain, welches Dani souverän durchfährt. Wir nächtigen zusammen mit einem lautbellenden Hund in der Oase. Wir lieben Tiere über alles aber den hätte ich gerne auf den Mond geschossen. 

 

Wir haben gerade das Frühstück beendet und ich mache mich an den Abwasch als Dani mir auf GoogleMaps einen See in der Wüste zeigt. Auf Wikiloc findet er einen Track der uns ans Wasser führen sollte. Wau, auch hier sind wir gefordert. Wir durchqueren etliche Dünen und um uns herum ist nichts als Sand und nochmals Sand. Der Weg der hier wohl mal war, ist nicht mehr zu erkennen. Wind und Sand haben ganze Arbeit geleistet. Wir sind schon recht Stolz, haben wie einmal mehr das Ziel gefunden. Von weitem erblicken wir eine riesige Zeltanlage und sehr viele Beduinenwohnwagen und Camper. Sogar eine Handyantenne steht dort. Was das wohl ist? Die Zeltstatt steht unmittelbar am See. Wir trauen unseren Augen nicht. Hier im Nichts gibt es einen Helikopterlandeplatz, viele Zelte, Wohnwagen und zwei fixmontierte monströse Zelte. Wir fahren etwas weiter und stellen uns ans Ufer des Sees.

 

Es hat Wind, Dani macht sich bereit für eine Kite Session. Kaum ist Dani auf dem Kite Bord kommen die Arbeiter der Zeltstadt zu mir und bringen Getränke. Sie erklären mir, dass übermorgen hier ein Prinz aufkreuzt. Auf der Mineralflasche ist sein Name aufgedruckt. Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdulaziz Alsaud. Selbstverständlich Googlen wir den Namen und werden einmal mehr von den Saudis überrascht. Eigentlich sollten wir es langsam wissen, dass hier immer mit der grossen Kelle angerührt wird. Unter dem Motto «warum Klecksen, wenn man Klotzen kann». Kein geringer als der Enkel des ersten Königs Abdulaziz wird hier aufkreuzen. Der Prinz, ein Investor, ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist der arabische Warren Buffett. Im Link findet ihr seine spannende Biografie: Link

 

Wir verlassen den braunen Tümpel ohne den Prinzen kennengelernt zu haben, er hatte offenbar einen wichtigeren Termin. Doof für ihn.

 


Der giftgrüne See

In Hofuf, einer schönen Grossstadt, schlendern wir über den etwas überrenovierten Souk und geniessen einen kleinen Imbiss in einer schönen Umgebung. Zurück auf dem Parkplatz bemerken wir, einen Zettel unter dem Scheibenwischer. Eine Busse? Nein, wir hätten an der Parkuhr ein Ticket lösen müssen. Da wir das vergessen haben, hat offenbar ein unbekannter Passant das für uns erledigt. Danke an den gütigen Spender. Eines der unzähligen Erlebnisse die uns sprachlos machen und uns beschämen. Die Stadt liegt in Mitten der Al Hasa Oase, der zweitgrössten Oase der Welt mit rund 3 Millionen Dattelpalmen. Wir beschliessen die Al-Quara Berge zu besichtigen. Traumhaft schön stehen die Felsen in der Natur und es schreit geradezu nach wandern. Wir klettern in den Felsen rum, zwängen uns durch Spalten und kriechen unter Felsöffnungen durch. Nicht immer ganz einfach einen sicheren Weg zu finden. Das nenne ich mal wieder einen abenteuerlichen Tag, irgendwie geht «normal» wandern nicht.

 

Die Nacht möchten wir am Al-Asfar See verbringen. Der See ist von Sanddünen umgeben und etwas schwierig zu erreichen. Der See ist einer der wichtigsten Feuchtgebietsseen in der Region und heisst übersetzt der gelbe See. Er ist aber nicht gelb, sondern neongrün. Er gehört zum UNESCO Kulturerbe und ist einfach wunderschön. Ein Vogelparadies und wir geniessen die Atmosphäre sehr. Leider ist die Wasserqualität sehr schlecht, da wohl das ganze verschmutzte Schwermetall angereicherte Wasser aus den Plantagen in den See fliesst. Schade, aber so typisch Mensch. 

 

Dani geht trotzdem Kiten. Es hat ihm zum Glück nicht die Haut an den Füssen verätzt. Sauber abwaschen und gut ist. Die restlichen zwei Wochen wollen wir am Persischen Golf verbringen. 

Wir können in Al Kubar, in der Nähe von Dammam, im glasklaren kalten Wasser baden. Wie herrlich wieder am Meer zu sein. Wir sehen direkt an den Grenzübergang nach Bahrein. Der kleine Inselstaat ist über eine Brücke gut zu erreichen. Wer weiss, vielleicht steuern wir noch nach Bahrain.

 

Unsere gute Laune wird plötzlich getrübt durch die Nachricht zu den Erdbeben in der Türkei. Wir waren in vielen der betroffen Gebieten und haben überall liebenswerte Menschen kennengelernt. Auf unsere Anfrage, via WhatsApp, haben leider nicht alle geantwortet. Der Status im WhatsApp zeigt uns, dass die Meldung gar nicht angekommen ist. Wir hoffen, dass sie gerettet wurden und nur das Handy verschollen ist.

 


Abstecher nach Bahrain

Unser 4tägiger Kurzurlaub in Bahrain hat sich sehr gelohnt. Bahrein, ein aus über 30 Inseln bestehender Staat im Persischen Golf ist etwa so gross wie der Kanton Solothurn (760km2). Es leben rund 1.4 Millionen Menschen hier. Man kann fast nicht glauben, dass so nahe an Saudi-Arabien gelegen, eine komplett andere Welt existiert. Die Frauen sind meist nicht verhüllt, es wird legal Alkohol genossen und ich kann im Bikini baden. Wir haben bei der Einreise ein grosses Plakat erblickt, dass für ein Konzert von André Rieu wirbt. Kurzfristig ergattern wir noch zwei Tickets. Huhu, ich freue mich, wollte ich den Holländer schon lange live sehen.

 

 

Heute machen wir es uns im wunderschönen gepflegten Beach Club gemütlich und geniessen das herrliche Wetter. Baden, Chillen und süffige Aperos schlürfen und den Tag mit einer ausgiebigen Dusche ausklingen lassen. 

 

 

Heute ist der Wind so stark, dass Dani Kiten möchte und wir peilen einen toll gelegenen Strandabschnitt an. Kaum dort stürzt sich Dani mutig in die Wellen. Mir fehlt der Mut und ich begnüge mich im Sand mit einem Skatebord rumzufahren. Angetrieben vom Wind und das Board über den Kopf haltend gings rumpeln über den sandigen Untergrund. Es funktioniert nicht schlecht. Leider hat das Skateboard bald einen Platten und es fährt nicht mehr so wirklich. Hat aber alleweil Spass gemacht. Unsere Haut hat ein heftiges Ganzkörperpeeling abbekommen und es gibt keine Stelle an uns die nicht voll Sand ist. Den Abend runden wir mit einer grossen Portion Penne ab und Dani fällt schon bald KO in Bett. Bahrein, du hast uns gefallen und wir haben den Abstecher genossen und fahren zurück über die Grenze nach Saudi-Arabien.


Ab an die Grenze

Das nächste Ziel sind die Vereinigten Arabische Emirate. Der Küste entlang vorbei an Katar sind es noch 350km. Dani ist heute schon sehr früh losgefahren, ich liege noch im Bett. Nach etwa 100 Kilometer wird’s immer langsamer bis wir schliesslich anhalten. Verschlafen öffne ich das Rollo und schon kommt Dani rein. Die Küstenstrasse, so informiert er mich, ist hier einfach fertig und wir müssen wenden. Allerdings ist nach einer Baustelle auf der anderen Seite eine weitere Strasse erkennbar und es stinkt uns die 100km retour zu fahren. Wir beschliessen einfach im Sand die Baustelle zu umfahren und eine Einfahrt auf die gegenüberliegende Strasse zu suchen. Luft ablassen und rein in den weichen Sand. Nach 5 km bemerken wir, dass die Baustelle endet und vor uns liegt eine paradiesisch schöne «nigelnagelneue» asphaltierte Strasse. Ganz alleine donnern wir über die schwarze leere schnurgerade Strasse und bedauerlicherweise hatte es kein Band das wir durchschneiden können. Das fehlt mir noch auf meiner «to do» Liste.

 

Nach etwas 50km erblicken wir drei hilflos wirkenden Grenzpolizisten die einen Platten an ihrem Fahrzeug eingefahren haben. Wir halten an und Dani zeigt ihnen wie das geht und Schwups ist das Rad gewechselt. Irgendwann endet auch diese Strasse und mit etwas Offroad finden wir einen Anschluss ans offizielle Strassennetz. Well done, Madahin! 

 

In zwei Tagen endet unser Visum. Wir verbringen diese auf einem riesigen Parkplatz inmitten einer gepflegten Picknick Anlage. Vor uns liegt der türkisfarbene Persische Golf und es fühlt sich ein wenig an wie in einer Hotelanlage. Ganz für uns alleine haben wir Sanitäranlagen die wir rege nutzen. Die «Border Police» kümmert sich gut um uns und wir dürfen sogar in die Anlage reinfahren um das Kite-Equipment mit Süsswasser abspritzen und vom Salz und Sand befreien. Ich bin heute ausnahmsweise auch eine Waschmaschine und schon bald flattert die bunte saubere Wäsche im Wind. Mittlerweile haben wir tagsüber gegen 30 Grad wobei erfreulicher Weise die Nächte noch kühl sind. Abends stossen Elena und Alessandro zu uns und wir geniessen einen geselligen Abend. 

 

Saudi-Arabien du hast und in deinen Bann gezogen und verzaubert. Wir sind begeistert von der Schönheit der Natur, den liebenswerten Menschen und verfolgen gespannt wie es mit diesem Land weiter geht. Wir freuen uns auf die Emirate.

Ach ja, unser Kühlschrank ist schon wieder defekt! Wir arbeiten mal wieder einen Plan aus und lassen es euch wissen, wenn er dann endlich wieder geht. 

Fakten und Geschichten vom Hörensagen

Als eines der wichtigsten Schönheitsideale eines Kamels ist die hängende Unterlippe. Je tiefer diese hängt, desto wertvoller. Es gab offenbar einen grossen Skandal der aufflog, denn die Besitzer haben den Kamelen die Unterlippennerven mit Botox lahmgespritzt um diese mehr hängen zu lassen. Das schönste Kamel wird für 8 Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Da hängt mir auch die Lippe runter, ohne Botox.

 

82.700 km2 von Saudi-Arabien stehen unter Naturschutz. Saudi-Arabien ist die Heimat einer der schnellsten Hunderassen der Welt, den Salukis welche bis zu 68km/h sprinten, einer Wildkatze, die auf Gemälden in alten ägyptischen Gräbern abgebildet ist und eines Kamels, das 113 Liter Wasser in 13 Minuten trinken kann und etwa 36kg Fett gespeichert hat.

 

Bankomaten bedient man hier direkt vom PKW aus also «Drive through». Wir sind zu hoch und müssen trotzdem aussteigen. 

 

Trinkwasser wird meist mit Lastwagen an den gewünschten Ort gefahren. Es gibt im ganzen Land riesige Wasserrohrsysteme die die Behälter mit dem wertvollen kostbaren Wasser auffüllen. (das Öl, dass sie reich gemacht hat, geht halt nicht so gut die Speiseröhre runter…) 

 

Die Saudis leben sehr oft in riesigen prunkvollen Villen. Davor steht meist ein Beduinenzelt wo die Männer die meiste Zeit anzutreffen sind. Sie liegen vor dem Feuer, trinken Kaffee und Tee und bereden die wichtigen Geschehnisse des Tages. Auch wenn sie heute sesshaft sind, bleiben sie ihren Traditionen treu.

 

Viermal werden wir gefragt, ob wir Geld benötigen denn sie hätten genug und wir können gerne etwas haben. Danke, aber nein danke. Ihr Lieben, ist das nicht einfach unfassbar.

Danke, dass du bis zu Ende gelesen hast. Wir freuen uns immer wieder über einen Feedback von dir. Lass es uns wissen, was du denkst und mach uns Vorschläge, über welche Themen wir berichten sollen.