Blog #18a, Marlene (August/September 2021, Georgien)

Zurück in Georgien

Es ist Ende August, der Grenzübertritt zurück nach Georgien geht zügig von Statten. Wir, mittlerweile richtige Profis, halten alle erforderlichen Dokumente online oder physisch griffbereit. Der gefühlte 2147. PCR Test war eine Alibiübung. Uns soll’s recht sein, so tat es wenigstens nicht weh und sollten wir uns angesteckt haben, dann direkt im Testlabor. Getestet ohne jegliche Schutzmassnahmen und mit knallgelben ultralangen Gelnägeln. Nein, nein, man hatte dann schon frische Teststäbchen verwendet. Wie erwartet sind wir alle negativ.

 

Die bestehenden georgischen SIM Karten sind schnell gewechselt und die Haftpflichtversicherung ist noch vom letzten Aufenthalt gültig. Schnell unterwegs noch Wasser tanken, den Kühlschrank füllen und fix weiter an den Parawani Lake. Der Parawani ist ein See im südlichen Georgien, auf dem Territorium der Munizipalität Ninozminda. Er liegt auf 2'073m in der Dschawacheti-Hochebene im Kleinen Kaukasus. Mit nur 37,5 Quadratkilometern ist er der größte See des Landes. (Zugersee: 38.4 km2). An seiner tiefsten Stelle erreich man den Grund nach lediglich 3,3 Metern. Auf einer Skala von Eins bis Zehn bekommt dieser Stellplatz eine glatte Zehn. Einsam in Mitten von grünen Weiden und umgeben von Wasser, kleinen Inseln, Schafen, Kühen, Wiedehopf und Fischottern fühlen wir uns sehr wohl. Es hat sogar genügend Wind zum Kiten. 

Standort: Link


Retablieren in der Hauptstadt

Am Ende rasten wir drei wunderbare, einsame und erholsame Tage hier im Paradies. Schweren Herzens heisst es danach Abschied nehmen in Richtung Tbilisi. Ein erneuter PCR Test am 3. Tag nach Einreise ist Pflicht. Der Nachweis wird bei der Ausreise am Zoll jeweils geprüft. Nachdem wir unsere Wäsche in einer Wäscherei abgegeben haben, wir lassen ausnahmsweise Waschen, fahren wir zur Werkstatt. Die ersehnten Ersatzteile sind tatsächlich alle angekommen. Bis anhin musst Dani bei jeder Rast ein Behälter in die Felge des rechten Hinterrads stellen, sodass das auslaufende Öl nicht über den Reifen läuft und im Boden versickert. Alle drei Tage musste er jeweils im Vorgelege Getriebe das Öl nachfüllen. Dieses Prozedere gehört nun der Vergangenheit an. Am nächsten Tag bekommen wir bereits den Termin für den Austausch der Simmerringe.

 

Nach zwei Stunden fahren wir bereits wieder aus der Werkstatt. Zeit für Sightseeing und ein Apéro mit unseren Freunden. Noch schnell den Unimog waschen und die sauberen Klamotten abholen, nun sind wir bereit für neue Abenteuer.


Grenzerfahrung

 Wir sind noch ein weiteres Mal in die Region Kachetien gefahren, denn wir wollen in den Lagodechi Nationalpark um zu wandern. Der Lagodechi-Nationalpark ist im Osten Georgiens. Er liegt auf 300 bis 3000 m Höhe im Grossen Kaukasus, im Dreiländereck Georgien, Russland, Aserbaidschan. Der Park wurde in die UNESCO-Liste der Naturdenkmäler aufgenommen. Wir haben unser Fahrzeug bei einer Ranger Station abgestellt. Der herbeieilende Ranger gibt uns mit Handzeichen zu verstehen, dass wir hier nicht parken können. Auf die Frage, wo wir parken können, ruft er seinen Vorgesetzten an, der fliessend Englisch spricht. Er will wissen was wir genau unternehmen wollen und erläutert uns die möglichen Wanderungen. Auf die Frage, ob wir hier für eine Nacht bleiben können, antwortet er «no problem». Also Telefon zurück an den Hilfsranger, welcher uns etwas zähneknirschend einen Platz im Areal zuweist.

 

Am nächsten Morgen früh machen wir uns auf zur Machi Festung. Dabei müssen wir uns bei der Boarder Police registrieren, denn die Grenze zu Aserbaidschan ist eine Armlänge entfernt. Der Posten liegt mitten im Wald und die Registrierung ist Routinearbeit, obwohl wir den Pass im Fahrzeug vergessen haben. Die wichtigsten Dokumente sind auf unserem Handy gespeichert und David, der Grenzpolizist hat sich mit der elektronischen Form begnügt. Noch ein Foto zum Abschied, ich bekomme dazu seine Waffe in die Hände gedrückt und wir können mit den handgeschriebenen Passierscheinen unsere Wanderung fortsetzen. Man stelle sich sowas in der Schweiz vor.

 

Zurück im Fahrzeug, wir haben uns noch nicht genug bewegt, entschliessen wir eine zweite Wanderung anzuhängen. Hoch zum Wasserfall «Black grouse» geht es, bis auf die letzten 500m, gemächlich dann noch einen kurzen steilen Anstieg und das Ziel lag vor uns. Schnell raus aus den Kleidern und rein ins wohltuende, kühle Nass. Wir ignorieren das Schwimmverbotsschild denn hier baden alle Einheimischen sorg- und gefahrlos. Georgien ist nicht die Schweiz, wobei ich nach dem Bad von einer Touristin darauf hingewiesen wurde, dass Schwimmen verboten sei. Wir schwimmen nicht, wir baden, war meine Antwort. Da sind sie wieder, die kleinen Polizisten und Besserwisser aus Europa. Haben wir sie etwa vermisst? Nein.

Nach 20km über Stock und Stein kehren wir erschöpft aber zufrieden zum Unimog zurück. Auf Danis Wunsch gibt’s Gschwellti mit Käse. Ein Stück Heimat auf dem Teller muss dann für ihn schon Mal sein.

 

Am nächsten Tag lockt uns erneut ein Wasserfall, 40m hoch soll er sein. Dazu fahren wir zum Haupteingang des Parks, wo uns der Chefranger von gestern mit offenen Armen in Empfang nimmt. Wir dürfen unseren Wassertank füllen und er zeigt uns die Wanderung auf der eigens dafür aufgestellten Karte. Er macht uns darauf aufmerksam, dass wir den Fluss mehrmals überqueren müssen und keine Brücken existieren. Wir sollen doch das Karten App «Windy Map» verwenden, er habe den Tipp übrigens von einem Schweizer Freund bekommen. Wir sind verdutzt, wir nutzen dieses App immer für unsere Wanderungen. Es stellt sich heraus, dass es sich beim Freund um Lukas handelt. Mit Lukas und Barbara waren wir im Frühsommer gemeinsam wandern. Lukas war begeistert von unserem Karten App und hat es sich ebenfalls installiert. Ist das nicht unglaublich?

 

Auf der Karte sind tatsächlich mehrere Stellen eingezeichnet, wo wir den Fluss überqueren müssen. Vorsichtshalber packen wir unsere wassertauglichen Trekkingschuhe in den Rucksack. Die ersten Überquerungen gehen problemlos und Dani hilft mir Gentleman-like über die Steine. Die Abstände zu den Steinen werden immer grösser und diese immer rutschiger. Es kommt wie es kommen muss. Irgendwann rutscht Dani auf den glitschigen Steinen aus und steht knietief im Wasser. Die wassertauglichen Trekkingschuhe natürlich immer noch im Rucksack. Ich stehe auf den trockenen Steinspitzen und musste laut losprusten, anstatt schnell auf die andere Seite zu springen. Ich komme trockenen Fusses heil an und trabe lachend hinter Dani her. Der Arme hat klatschnasse Schuhe. Also Schuhe wechseln und von nun an durchs Wasser waten. Wieso nicht von Beginn weg so? Der Aufstieg hat sich gelohnt. Wir konnten erneut Baden und der Dani der Mutige ist zum höhergelegenen Felsvorsprung runter in den eiskalten Naturpool gesprungen. Hochgeklettert bin ich auch aber nicht gesprungen. Der kleine Angsthase ist denselben rutschigen Weg zurückgewackelt.

 

Retour auf dem Parkplatz trauen wir unseren Augen nicht. Das Flussufer ist überfüllt mit georgischen Grossfamilien die am obligaten BBQ sassen begleitet von lauter Musik (notabene jede Familie mit eigener Musikbox). Mit Sicherheit gibt es am Abend auch einige Feuerwerke. Das gibt es in Georgen fast jeden Tag irgendwo zu sehen oder in der Ferne zu hören. Ein geselliges lustiges Volk, diese Georgier aber wir sehnten uns nach einer ruhigen Nacht und wechseln den Stellplatz.

 

Wir fahren in Richtung Westen in ein weiteres Seitental etwas ausserhalb des Parks. Dani hat auf der Karte eine herausfordernde Wanderung und einen idealen Stellplatz entdeckt, diesmal ohne Wasserfall. Am nächsten Morgen machen wir früh los. Die Karte zeigt auf 5km Distanz 1500 Höhenmeter an, also ziemlich steil. Auf halbem Weg kreuzten wir erneut einen Grenzposten, da wir nur etwa 15km diesmal von der russischen Grenze entfernt sind. Die drei Grenzpolizisten schlafen allerdings noch tief und fest mit der Kalaschnikow an der Pritsche angelehnt. Sie hausen in einem besseren Bretterverschlag und wir können direkt auf die Betten und deren Waffen blicken. Mit einem lauten Gamarjoba (Hallo) reissen wir sie aus ihren Träumen. Sie gucken uns verdattert an und winken uns etwas verlegen durch. Wir kriechen weiter den Hang hoch um zuoberst die fantastische Aussicht geniessen zu können. Noch ein paar Brennnesseln einsammeln für eine feine Pesto oder einen Tee und wir nehmen der Rückweg in Angriff. Auf halben Weg zurück, meine Beine zwicken, zittern sogar und fühlen sich wie Pudding an. Ich finde es jetzt nicht mehr so toll und muss meinem Unmut wiederholt Kund tun. Dani nimmt es zur Kenntnis. 

 

“Wenn Du nicht fliegen kannst renne, wenn Du nicht rennen kannst gehe, wenn Du nicht gehen kannst krabble, aber was auch immer Du tust, Du musst weitermachen." Martin Luther King

 

 

So bin ich tapfer Schritt für Schritt den Abhang runter gestolpert. Unten angekommen war ich doch sehr stolz auf unsere Leistung. Dani hat die Wanderung wie eine junge Bergziege absolviert und ich wie ein altes angeschossenes Reh. So, jetzt ist für eine längere Zeit genug gewandert!


Bei Misha «In Vino Veritas»

Auf dem Weg weiter in Richtung Westen haben wir eine Einladung von Misha, einem Freund von Barbara und Lukas, angenommen. Wir kennen ihn nur via WhatsApp und Telefonaten, denn er hat mir netterweise einen Frauenarzttermin in Tbilisi organisiert. Er ist Mediziner und leitet die grösste Laborkette Megalab in Georgien. Nebenbei als Hobby betreibt er mit viel Herzblut und Wissen eine Winery in Gurjaani. Er produziert ausschliesslich Qvevri Weine in Bioqualität. Der Wein reift, wie schon ausführlich im ersten Georgien-Blog beschrieben, in grossen in den Boden eingelassenen Tongefässen. Georgien ist das Ursprungsland des Weins. Gemäss historischen Funden wird hier seit über 7'000 Jahren Weine hergestellt.

 

Wir werden herzlich von ihm und seiner Familie im Weingut Marini Casreli begrüsst. Nach einer spannenden und ausführlichen Führung gibt es eine reichhaltige Vesper. Am späten Abend fahren seine Liebsten retour nach Tbilisi und wir Drei verweilen alleine auf dem Weingut. Die Einladung zum Dinner nehmen wir gerne an und geniessen ein typisches BBQ mit seinen mittlerweile dazugestossenen Freunden. Der Wein fliesst grosszügig und nach typischer georgischer Tradition wird jedes neue Glas mit einem Trinkspruch begleitet. Wir dürfen unser Auto bei ihm im Garten parken und übernachten. Nach einer Sporteinheit und einer Dusche haben wir uns am Folgetag von Misha verabschiedet. Dani bekommt unglaubliche 3 Liter erstklassigen Chacha (georgischer Grappa) und 7 Flaschen Wein aus seiner Selektion mit auf den Weg. Er strahlt übers ganze Gesicht. Einmal mehr sind wir Baff von der grenzenlosen Gastfreundschaft. Mishas Weine und weitere Weine von anderen Produzenten kann übrigens via Homepage Best of Georgia & More von Barbara und Lukas bestellt werden. Insbesondere der Saperavi trifft unsere europäischen Geschmacksnerven hervorragend. Qvevri Weine sind wegen ihrem hohen Tannin Gehalt für unseren Gaumen gewöhnungsbedürftig. Nach bald drei Monaten Georgien hat Dani ihn lieben gelernt. Es existieren übrigens über 500, teilweise endemische und sehr alte Traubensorten hier in Georgien. Es gibt sehr viel zu entdecken.


Dem Military Highway entlang zum Grossen Kaukasus

Langsam nähern wir uns den 5000-er des Grossen Kaukasus. Die Route führte uns wieder über Telavi wo wir uns erneut am Grossmarkt mit Köstlichkeiten eingedeckt haben. Die geteerte Strasse endete abrupt und wir waren einmal mehr wieder auf einem holprigen besseren Wanderweg unterwegs. Dani hat nach einigen Minuten die Luftmenge in unseren Pneus reduziert, damit wir im Gelände eine grössere Auflagefläche haben und das Fahren etwas angenehmer wird. Wir können uns keinen weiteren Platten erlauben, denn unser Ersatzpneu ist noch nicht eingetroffen. Nach der nächsten Kurve war dann die Strasse wieder geteert und Dani hat die Augen verdreht und wieder Luft in die Räder gelassen. Jawohl nach einigen Minuten war wieder aus die Maus und es ging wieder holpernd weiter. Also, wieder anhalten und Luft raus aber weniger, denn wer weiss ob wir nicht wieder auf bessere Abschnitte treffen. Es war dann genau so. Gut und schlecht wechselte sich ab. Wir fragen uns schon warum man nicht alles durchteert, wenn die Maschinen schon vor Ort sind. Heil und mit ganzen Rädern sind wir an unserm Ziel Ananuri am Zhinvali Stausee angekommen und beschliessen hier 2 Tage mit Baden und Nichtstun zu verbringen. Wir haben nicht einmal das nahegelegene antike Kloster angeschaut.

 

Weiter geht es auf der Georgischen Heerstrasse in Richtung unserem nächsten Ziel Stepantsminda. Es ist mittlerweile Anfang September. Unterwegs haben wir das Friedensmonument von Russland-Georgien besichtigt. Es ist ein Mosaik welches Halbmondförmig vor wunderschöner Bergwelt in den Himmel ragt. Es wurde 1983 erbaut zu Ehren des 200-jährigen Jubiläums der Freundschaft der beiden Länder. Das Monument beeindruckt uns sehr vermutlich in erster Linie wegen der fesselnden Aussicht. Danach brausen wir über den Jvaripass entlang von Kilometer langen Lastwagenkolonnen. Die warten wohl bis sie die Zollabwicklung erledigen können um die Grenze zu Russland zu überqueren, welche unweit von Stepatsminda entfernt liegt. Kurz vor unserem Ziel liegt das schmucke Dörfchen Sno. Direkt am Strassenrand stehen mannshohe Gesichter die von einem lokalen Künstler in Felsen geschlagen wurden. Geplant waren ursprünglich 500 davon, es stehen aber nur eine Handvoll auf der Wiese. Obwohl er noch reichlich zu tun hätte, scheint er mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. In Sno gibt es Mineralquellen und das Wasser ist in vielen Supermärkten zu kaufen. Abends gesellen wir uns in Stepantsminda zu Mark und Fiona, Overlander aus Schottland (Who is Who) und freuen uns auf das Bad im eiskalten Minaralpool. Stepantsminda ist nicht gerade der schönste Ort auf Erden aber der ideale Ausgangspunkt für eine Besteigung des Kasbek. Die massiven Felswände und unser Endziel sehen wir in der Ferne ist aber teilweise von Wolken verdeckt. Eigentlich wollten wir den Kasbek (3. Höchster Berg mit 5’054m) mit einem Guide zusammen während 3 Tagen besteigen. Nach dem wir die Preise studiert haben, kamen wir aber zum Entschluss die Gipfelbesteigung zu streichen und auf eigene Faust das Basislager in 3’680m Höhe zu erklimmen. Mit diesem Vorhaben konnte sich Mark auch anfreunden und entschloss sich, uns am nächsten Tag anzuschliessen.


Kasbek (Kasbegi) Basislager (3'680m)

Für gutes Geld (rund 60 Lari je nach Verhandlungsgeschick) lassen wir uns von einem der örtlichen Taxis von Stepantsminda bis zur Gergety Trinity Church auf 2’200m chauffieren und ersparen uns so gut 500 Höhenmeter. Am Parkplatz angekommen, geht es anschliessend über grasbewachsene Hügel und mit sagenhaftem Blick zurück auf die Dreifaltigkeitskirche stetig bergauf. Das Wetter ist traumhaft und kein Wölkchen trübt die Sicht auf den Gipfel. Auf halber Strecke erreichen wir die neu erstellte Schutzhütte AltiHut auf 3014m, welche von einer Schweizerin geplant wurde. Innen wähnt man in einer Schweizer SAC Hütte. Sogar die Pantoffeln am Eingang fehlen nicht. Die dekorierten Wände mit Plakaten von Rigi, Stoos, Davos und St.Moritz untermalen dieses Feeling zusätzlich. Wir geniessen einen überzahlten Tee und erholen uns kurz vom den ersten 800 Höhenmetern und dem bissig kalten Wind. Weiter geht es durch immer alpineres Gelände mit reissenden Gebirgsbächen und breiten Endmoränen die erahnen lassen, bis wohin der Gletscher einst reichte. Wenn wir die Wassermassen betrachten, die in rauen Mengen ins Tal stürzen, so schwindet die Hoffnung, dass dieser Gletscher in einigen Jahren noch die vielen Alpinisten erfreuen kann. Ab hier wird empfohlen, die Steigeisen zu montieren. Wir verzichten allerdings, da das Eis weich ist und guten Halt bietet. Gefahr in eine Spalte zu fallen ist sehr gering, denn die paar wenigen sind gut sichtbar.

 

 

Vorsicht lassen wir kurz vor dem Ausstieg hinauf zur Bethlemi Hut walten, denn hier zieht ein gewaltiger Wasserstrom seine Bahn durch Eis und Fels, um wenige Meter später in ein tiefes blaues Loch zu stürzen. Dort wollen wir nicht landen.  Jetzt steht uns der letzte steile Anstieg bevor zur ehemaligen russischen Metrostation, der allein wegen der Höhe von über 3’680m noch einmal alles abverlangt. Oben angekommen lassen wir die Rucksäcke im Eingangsbereich stehen und erkunden die Hütte. Der Plan wäre gewesen, hier oben zu nächtigen doch spätestens nach einem Geruchstest und einem kurzen Blick in die Räumlichkeiten ist klar, dass wir den Abstieg gleich angehen. Mark blieb oben er will sich den Abstieg am selben Tag nicht zumuten. Für den Abstieg benötigten wir etwa die Hälfte der Zeit obwohl ich noch die Steigeisen montiert habe. Mit etwas weichen, zittrigen Beinen aber überglücklich sind wir zurück in unserem kleinen Heim. Mark hat kaum ein Auge zugetan. Es wurde bis um Mitternacht mit lauter Musik gefeiert und um 03:00h brachen die ersten Alpinisten für den Gipfelsturm auf. Das geht in der Regel auch nicht ohne Lärm von Statten. In der Nacht, so erzählt er uns, habe er sogar Mäuse gehört, die sich über die Essensresten her machten. Wir haben mit dem Abstieg offensichtlich eine gute Wahl getroffen.


Lake Abano

Der Abano Lake im Trusotal, haben wir erfahren, sollte man auf dem Rückweg unbedingt besuchen. Der Weg ins Tal ist absolutes Unimog Terrain wobei wir schon ein mulmiges Gefühl haben so ohne Ersatzreifen. Der kleine See in der Gemeinde Kazbegi liegt am Ufer des Flusses Terek östlich des Dorfes Abano auf 2’127m über dem Meeresspiegel.  Ein unglaubliches Naturspektakel breitet sich vor uns aus, denn aus diversen Löchern fliesst das schwefelhaltige Wasser in den Fluss und verfärbt die Umgebung gelb, weiss oder orange. In den kleinen Pools die sich bilden blubbern die Blasen hoch und es sieht sureal aus. Den Geruch, nach faulen Eiern können wir euch leider nicht übermitteln aber das wird euch nicht stören.


Kutaisi und die Sanatorien der UDSSR

Mittlerweilen sind wir in der 3. grössten Stadt Kutaisi angekommen. Wir parken unser Gefährt in Mitten des Zentrums in unmittelbarer Nähe zu den Markthallen, welche wir anpeilen. Der Kühlschrank ist erneut leer. Wir decken uns mit frischen leckeren Lebensmitteln wie, Tomaten, Auberginen, Karotten, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, vielen Kräutern, Eiern, Käse, eingelegte Pickles, frischem Brot und eine Auswahl von Nüssen ein und schleppen die vielen Säcke zurück ins Auto. Der Kühlschrank ist wieder übervoll und droht aus der Wand zu fallen (Link zum Kühlschrankvorfall in Griechenland). Wir nehmen uns Zeit und schlendern anschliessend durch die Stadt um die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. 

 

Unser nächstes Ziel ist Tskaltubo (Link) wo wir gerne die verlassenen Sanatorien der Stadt besichtigen möchten, sogenannte «Lost places». Tskaltubo ist ein riesiger Spielplatz für Erwachsene. Früher war es ein beliebter Kurort während der Sowjetzeit und berühmt für seine heilenden Mineralwässer und Radon Bäder. Die ersten Badehäuser sollen 1870 eröffnet worden sein. Man munkelt, es sei ein beliebter Urlaubsort von Stalin gewesen, was wir gerne glauben, denn bei unserem Stellplatz am Rande der Stadt besucht uns eine alte Dame und hat uns viel erzählt. Leider haben wir nur das Wort Stalin und Datscha herausgehört. So vermuten wir unmittelbar neben einer von Stalins Datschas geparkt zu haben.

 

Früher war ein Wellnessurlaub kein Urlaub für Reiche, sondern meist eine obligatorische jährliche «Atempause». Recht auf Ruhe war in der russischen Verfassung verankert. Nach der Unabhängigkeit Georgiens 1991 und dem Fall der Sowjetunion brach der Tourismus ein und die meisten Hotels und Resorts mussten dicht machen. Während des Georgien-Abchasien-Konflikts 1992/1993 wurden einige der verlassen Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Sie wurden «provisorisch» in den verlassenen Hotelzimmern untergebracht, wo sie auch heute, viele Jahre später noch leben. Wir erkunden etliche der ehemaligen Sanatorien und Badehäuser so auch eines das eingezäunt ist. Ich habe den Bewacher nett gefragt ob wir hineindürfen und er hat genickt. Hinter der Türe floss ein wenig «Bakschisch». Normalerweise bezahlen wir kein Schmiergeld, wenn es von uns verlangt wird, aber wenn es auf freiwilliger Basis ist, dann machen wir schon mal eine Ausnahme. Die Gebäude welche von den Flüchtlingen bewohnt sind, die gewaschene Wäsche ist nicht zu übersehen, haben wir nicht besichtigt. Es gab genug zu sehen und wir möchten unsere neugierigen Nasen nicht überall reinstrecken. Ich hätte wohl auch keine Freude, wenn Touristen in meinem Daheim rumspazieren und Fotografieren. 


Tropfsteine

 

Kurz nach vier Uhr verlassen wir den Kurort und Dani chauffiert uns zur Tropfsteinhöhle Prometheus Cave die sich in nächster Nähe befindet. Widererwarten können wir uns ohne Wartezeit der letzten Führung anschliessen. Es ist hier entgegen Tskaltubo ein sehr touristischer Ort und für uns ungewöhnlich mit so vielen Menschen eine Besichtigung zu absolvieren. Es hat sich trotzdem sehr gelohnt denn die Karststeinhöhle ist wirklich äusserst beeindruckend. Im Sommer 2012 wurde ein neuer moderner Zugang zur Prometheus Höhle für die Öffentlichkeit fertiggestellt. Seitdem werden hier Touren mit Führung und im Anschluss eine kurze Bootstour angeboten. Zuerst steigt man hinter dem Eingang noch zahlreiche etwas rutschigen Treppenstufen hinunter ins Höhlensystem. Wir wussten, dass die Höhle mit bunten Lichtern beleuchtet ist, was bei in den meisten Höhlen eher verpönt ist, weil nicht naturnah. Wir waren uns nicht sicher, ob uns das gefällt, waren aber positiv überrascht. Die Führung folgt 1.420 Meter den betonierten Pfaden mit rund 800 Treppenstufen.

 

Gezeigt werden ca. 15 Hallen, die höchste Decke ist 21 Meter hoch – sehr spektakulär. 14°C ist es hier unten permanent, eine Jacke ist somit nicht verkehrt, und schon der erste Saal, die Kolkheti Hall ist viel grösser als viele andere Höhlen die wir bis anhin besucht hatten. Ab hier erschallt ruhige klassische Musik, die uns den ganzen Weg lang begleitet. Vivaldi und bunte Lichter als Untermalung beim Bestaunen von versteinerten Wasserfällen, Tropfsteinwänden und Zapfen an der Höhlendecke. Die Tropfsteine werden mit wechselnden Farben bestrahlt, wenn einem Rot nicht gefällt, dann wartet man eine Weile und das Ganze wird Blau. Das Sahnehäubchen am Ende ist die Bootsfahrt. Man wird mit kleinen elektrobetriebenen Booten in der Höhle abgeholt und durch das Höhlensystem gefahren. Nach ca.300m Metern erblickt man wieder Tageslicht, fährt aus der Höhle und findet sich in einem kleinen Fluss wieder der uns zum Ausgang führt. Note: Empfehlenswert.


Racha Tal

Das Rachatal, einem zu Unrecht untouristischem Seitental, bietet einige Attraktionen die wir uns ansehen möchten. Der Geen Lake mit seinem glasklaren Wasser und der anliegenden Forellenzucht, der Secret Pool mit seiner fantastischen Aussicht, die vielen Schweine und Ferkel die frei durch die Dörfer rennen und die unzähligen historischen Kirchen am Wegrand. Am Shaori Reservoir, welches auf dem Weg zum eigentlichen Ziel, einer ehemaligen Villa von Stalin liegt, verweilen wir 2 Tage, denn wir haben immer noch sommerlich heiss und geniessen die Temperaturen beim Baden und Kiten. Abends Mitte September wird es merklich kühler. Mit einem Lagerfeuer lässt es nach wie vor bis in die Nacht draussen verweilen.

 

Unglaubliche Villa die sich der Diktator dahinstellen liess. Das Gebäude ist allerdings in einem sehr schlechten Zustand. Vandale haben dem Bau in den letzten Jahren sehr zugesetzt. Die ehemalige Einrichtung lässt sich nur noch erahnen. An einer Stelle sind noch die Tapeten zu erkennen und in der Mitte muss ein Aufzug installiert gewesen sein, der die Gäste in die oberen Stockwerke transportiert hatte. Die Nebengebäude, darunter eine kleinere Villa, sind auch imposant wenn auch auffallend makaber. Irgendjemand hat sich da mächtig ins Zeug gelegt und die Zimmer mit Farben versprüht. Eines ist mit vielen kleinen roten Farbklexen übersäht, sodass man unweigerlich einen brutalen Mord vermutet.

 

Auf dem Rückweg lassen wir es uns nicht nehmen die lokalen Weine zu degustieren. Dazu besuchen wir die Winery Royal Khvanchkara (http://www.royalkhvanchkara.ge/en) in Ambrolauri dem Hauptort der Racha Region. Der bekannteste Wein der Region, der Khvanchkara, halbsüss mit fruchtiger Note und Himbeere/Brombeere Aromen wird aus den lokalen Rebsorten Aleksandreuli und Mujuretuli hergestellt und verdankt den Namen einem benachbarten Dorf von Ambrolauri. Die Trauben für den Wein müssen aus diesem Dorf stammen oder aus einer klar definierten Region im Tal um diesen Namen auf der Etikette tragen zu dürfen. Es gibt allerdings mehr «Fälschungen» auf dem Markt als Originale. Eine Flasche kostet zwischen 15.- bis -30.- €, also oberes Preissegment für georgische Verhältnisse. Nach der Führung und Degustation hat sich Dani eine kleine Selektion mit exquisiten Flaschen einpacken lassen. Nein, bis wir zuhause sind, sind die leer getrunken!

 

Den dazu passenden regionalen Speck «Racha lori» haben wir nach einigen Versuchen bei einem Ambrolaurianer im Keller gesichtet. In dem Raum hängen gut zwei Dutzend geräucherte Schweinehälften. Mit Google Translater versuchen wir zu erklären, dass wir nicht eine ganze Speckseite kaufen möchten, sondern nur ein Kilogramm davon. Mit der Axt wird die Seite bearbeitet und für uns bzw. Dani zugeschnitten. 


Chrebalo

Am nächsten Morgen wollen wir die Sairme Pillars besteigen was wir mit etwas Verspätung dann auch gemacht haben. Unterwegs mitten auf der Strasse sitzt ein Minikitten und bewegt sich nicht von der Stelle. Wir weichen aus, halten an und untersuchen den kleinen Kater. Er scheint unverletzt aber sehr abgemagert und lethargisch. Wir schätzen ca. 5-6 Wochen alt. Es kommt wie es kommen muss, schwups ist er in meinem Pullover verschwunden und fährt mit uns mit. So besteigen wir nun die Pillars zu Dritt, Chrebalo, nach dem Namen des Fundortes benannt unter meinem Pullover. Er schläft viel und mauzt ab und zu. Die Wärme scheint ihm gut zu tun und deuten dies als gutes Zeichen. Die Nacht ist happig, der kleine Wurm hat stark Durchfall und wir sind nur am Waschen von Decken, Teppich, Kleidungsstücken und Fudeli. Er hat die Nacht überlebt und wir sind happy. Bevor wir uns auf in die Berge machen haben wir uns noch mit Kittenfutter eingedeckt und anderen Kleinigkeiten. Eine Tierklinik mit professionellen Mitteln existiert hier in den Bergen nicht und zurück nach Tbilisi kam für uns nicht in Frage. Wir schaffen es mit unseren Möglichkeiten oder nicht. Auf der Fahrt nach Ushguli über unwegsame Strassen habe ich Chrebalo auf den Knien balanciert und die kleinen stinkenden Unfälle gereinigt.

 

Dani der «Ritter der Strasse» hilft unterwegs vier hilflos wirkenden Männern den platten Reifen zu wechseln. Das Reserverad liegt bereit, der Wagenheber ist allerdings defekt. Der Heber vom Unimog ist zu gross und kann nicht unter dem Pannenfahrzeug platziert werden. Dani holt einen grossen Holzbalken, der zufällig nahe einer Baustelle herumliegt und schiebt diesen unter das Auto. Damit kann nun über den Hebel den LKW-Heber angesetzt und das Auto angehoben werden. 15 Minuten später fahren die Vier happy weiter. Zehn Kilometer weiter blockiert ein LKW die Strasse. Es bilden sich Kolonen auf beiden Seiten. Die Strasse nach Ushguli ist allerdings nicht stark befahren. Wir unterhalten uns mit ein paar anderen Overlandern aus Belgien und Deutschland, die in derselben Situation stecken um die Zeit zu überbrücken. Die Kabine des LKWs ist gekippt und mehrere Köpf stecken den Kopf in den Motorraum. Nach einer gewissen Zeit kommen zwei der Männer in unsere Richtung und scheinen etwas am Boden zu suchen. Dani geht nachfragen. Offenbar hat sich eine Mutter gelöst und ist abgefallen – wen wunderts bei diesen miesen Strassen. Wir führen Ersatzmuttern als Ersatzteile mit. Dani findet die richtige Grösse und die Herren trotten zufrieden zurück. Keine Halbestunde später fährt der LKW weg und der Stau löst sich auf. Heute haben wir viel gutes Karma erworben!

 

Wegen den vielen Verzögerungen schaffen wir es heute nicht mehr nach Ushguli. Auf halbem Weg suchen wir Drei uns irgendwo einen ruhigen Nachtplatz am Fusse eines Gleschers mit Blick auf den frisch verschneiten Ailama (4’547m). Das kleine Nix muss mit der Spritze gefüttert werden, es isst und trinkt nicht. Ein schlechtes Zeichen, ob er diese Nacht auch überlebt?

 

Nach einer anstrengenden Nacht, ich hatte den kleinen Purzel die ganze Nacht im Pullover damit er warm hat und sich geborgen fühlt, waschen wir am kommenden Morgen wieder die verschmutzte Wäsche aus und sind happy, Chrebalo lebt! Wir geniessen einen ruhigen Tag in der wärmenden Herbstsonne und erfreuen uns am Kleinen, der periodisch sein Essen und Trinken eingeflösst bekommt. In der Folgenacht kommt es wie es kommen muss. Es weckt uns mit letzter Kraft mit kleinen Mauzern auf. Wir begleiten ihn in den Tod und weinen uns durch die Nacht und sind sehr traurig. Am regnerischen Morgen beerdigen wir Chrebalo und müssen einsehen, dass wir ihn mit all unsere Liebe nicht retten konnten und das «Projekt» vermutlich zum Vornherein zum Scheiterten verurteilt war.


Abenteuerwanderung mit Begleitung

Ohne Worte befahren wir gemächlich die holprige und matschige Piste weiter in Richtung Ushguli hoch. Die Landschaft die an uns vorbeizieht ist traumhaft. Das Wetter ist gut, die Sonne drückt und die Wolken verziehen sich. Ich schaue in den Rückspiegel, wir werden verfolgt! Ein Strassenhund hat sich gestern zu uns gesellt. Die Essensreste und Streicheleinheiten von gestern bewegen ihn dazu uns rund eine Stunde nach Ushguli zu folgen.

 

Auf den ersten Blick gefällt uns das Bergdorf nicht wirklich und wir beschliessen rechts ins Seitental in Richtung Shkhara Gletscher zu fahren. Unser pelziger Begleiter schliesst sich einer Wandergruppe aus Russland an. Neue Leute neues Glück, wird er sich denken. Passend zu unserer Stimmung beginnt es wieder zu regnen. Wir stellen den Unimog hinten im Tal am Ende der «Strasse» neben dem Gletscherfluss ab. Wir sind ausgelaugt und müde und verschieben unsere Wanderpläne auf den nächsten Tag. Da sich am späten Nachmittag die Sonne doch noch durch die Regenwolken zeigt, raffen wir uns auf und machen uns auf in Richtung Gletscher. Nach einer knappen Stunde stehen wir vor dem grauen Riesen. Weiss wird er erst in den höheren Lagen. Das Wasser hat riesige Höhlen aus dem Eis gemeisselt, das in grossen Mengen in Richtung Tal strömt. Nach ein paar Fotos treten wir den Rückweg an. Die Bewegung hat uns gutgetan, der Kopf ist wieder etwas freier. 

 

Am nächsten Morgen rufen die Sonne, der blaue Himmel und die Bergen gemeinsam und motivieren uns früh aufzustehen um die umliegenden 3’000-er zu erklimmen. Unser Verfolger von gestern und zwei seiner Kumpels begleiten uns. Wir nennen sie Wiepsi, Flufi und Pirat. Letzterer, weil er hinkt und nur drei Beine nutzt. Die linke Hinterläufe scheint verletzt zu sein. Es ist kalt und der Herbst hat hier in den Bergen Einzug gehaltenes, es hat Bodenfrost. Ein kleiner Maulwurf hat das nicht überlebt und liegt tiefgefroren auf dem Weg.

 

Ich liebe die Farbenpracht der Natur die das Herbstgewand mit sich bringt. Unser Tagesziel der Chubedishi mit seinen gut 3'000 Metern bietet uns eine grossartige Sicht auf die gewaltigen 5’000-er und deren noch unzähligen Gletschern des Grossen Kaukasus (Shkhara 5’193m). Auf dem Gipfel angekommen ändern wir unsere geplante Route zurück zum Ausgangspunkt. Dies mündet, wie oft bei solchen Entscheidungen, in einem Abenteuer. Die drei Fellnasen, die uns immer noch begleiten, sind meistens vor uns unterwegs, da sie die Route offenbar kennen. Dani ist ein Adrenalinjunkie, mittlerweile ein verantwortungsvoller und kein absoluter Draufgänger mehr. Es gibt aber immer wieder Situationen in denen ich die Zähne zusammenbeissen muss, um die «waghalsigen» Abenteuer zu meistern. Selbst die einheimischen Hunde liessen Dani den Vorrang den letzten Abstieg ins Tal zu führen. Wir hangeln uns von Stein zu Stein, im Wald von Ast zu Ast, Dani voraus, drei Hunde unmittelbar dahinter und ich mit etwas Abstand folgend. Am Ende bin ich immer unheimlich Stolz auf mich und überglücklich, so auch heute. Für unsere treuen Begleiter gibt’s Brot und das restliche Katzenfutter.


Im Bergdorf wo die Zeit fast stehen geblieben ist

Wir fahren zurück nach Ushguli und stellen fest, dass der erste Blick getäuscht hat. Wir stellen uns mitten im schmucken Dorf auf einen öffentlichen Parkplatz. Mittlerweile regnet es erneut. Für einen Rundgang durchs Dorf ziehen wir uns entsprechend wasserdicht an. Es hat viele kleine Cafés, Guesthouses und auch Souvenirshops. Trotzdem hat das Dorf seinen Charm und Ursprünglichkeit nicht verloren. Die Gebäude sind in ihrer ursprünglichen Form belassen. Die Wege durch die engen Gassen sind nicht gepflastert. Überall Morast und Kuhfladen, welche den unverkennbaren Duft eines Bauerndorfes verbreiten. Die dazugehörenden Kühe sowie Schweine müssen wir nicht lange suchen. Wir kommen um eine Ecke am Ende des Dorfes, da steht ein Muni (Bulle). Ein riesiges stolzes Tier versperrt uns da den Weg. Dani will ein Foto mit mir und dem Ungetüm machen – nie im Leben! Ich habe unlängst einen Bericht über den Anstieg von Todesopfern von Instagrammern gelesen. Ich möchte nicht in dieser Statistik erscheinen. Der muskulöse Fleischberg scheint allergings mehr Angst vor uns zu haben als wir vor ihm. Er macht sich aus dem "Staub" oder besser Sumpf und macht uns den Weg frei. Kann man die Zeichen des Tourismus ausblenden, scheint die Zeit hier stehen geblieben zu sein. Es ist hier wirklich noch so, dass Mensch und Tier im selben Haus leben. Unten im Stall die Tiere und direkt darüber die Wohnräume. Das Leben hier fordert viele Entbehrungen. Wir haben grossen Respekt vor den zähen Dorfbewohnern, die uns immer mit einem Lächeln begegnen. Wie muss es erst im Winter bei meterhohen Schneemauern und Minustemperaturen sein?

 

Ushguli ist die bekannteste Dorfgemeinschaft unter den Bergdörfern von Oberswanetien und das höchstgelegene dauerhaft bewohnte Dorf in Europa (knapp 2’200m). Es leben rund 228 Menschen hier und die markanten Wehrtürme gehören seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe und sind die Wahrzeichen für die Region Swanetien. Sie dienten einst als Schutz der Familien und Bewohner des Dorfes.

 

Es wird früh dunkel und wegen der Höhe von über 2’000m schnell kalt. Es ist die Jahreszeit in der wir die Gemütlichkeit der eigenen vier Wände geniessen. Wir erfreuen uns an einem warmen Tee und ziehen den dicken Wollpulli und die warmen Socken über. Wir finden unser kleines Nest urgemütlich und lieben die ruhigen Abende abseits der grossen Menschenmenge beim Kochen, Essen, Lesen, Hörbuch abspielen oder einfach bei einer Netflix Serie.


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